Zurück in die Zukunft: Finn-U-Topia in Brandenburg?
Eine neue Regierung mit 11 Frauen, 7 Männer. Die Ministerpräsidentin ist 34 Jahre, drei weitere Ministerinnen feierten ebenfalls erst vor kurzem ihren 30. Geburtstag. Klingt wie eine Utopie? Länder dieser Welt, seht nach Finnland. Nach einer rechtsgerichteten Regierung und einer Regierungskrise dürfen es nun die (jungen) Frauen richten. Und prompt stehen Aussehen, Alter im Vordergrund der Mediendebatte. Dass Sanna Marin, die frisch gewählte Regierungschefin, nur eine Marionette des gescheiterten Vorgängers sei, wird diskutiert. Patriarchal-hegemonial geführte Debatte auch in Finn-u-topia. Dabei sollte das doch eher Teil einer literarischen Dystopie à la Margaret Atwood bleiben.
Und wenn wir nach Brandenburg sehen? Wie könnten der nächste Landtag und die nächste Landesregierung 2024 – unter den Zeichen des Paritätsgesetzes – aussehen? Ich träume von einem verjüngten, diversen Parlament, in dem ökologische, feministische, sozialpolitisch fundierte Debatten geführt, wirksame Gesetze für mehr Geschlechtergerechtigkeit, gegen Alters- und Kinderarmut verabschiedet werden. Ich wünsche mir ein kooperatives Verhältnis zwischen Land und Kommunen, bei dem nach pragmatischen Lösungen gesucht wird.
Rechtsnationale Rhetorik hat in der Politik nichts zu suchen – weder 2019 noch 2025. Gleichwohl dürfen einige der eigentlichen Ursachen für den Rechtsruck nicht vergessen werden: Überalterung, Männerüberschuss, Entvölkerung, ein gefühltes und tatsächliches Gefälle zwischen Metropolraum und Peripherie, ein Ohnmachtsgefühl angesichts der Unterrepräsentanz Ostdeutscher. Es gibt kein Patentrezept, um all diese Probleme zu lösen. Dennoch bin ich mir sicher, dass wir nach Finnland schauen sollten: Frauen sind keine Heilsbringerinnen per se. Aber Sanna Marin und ihr Team werden ihre Akzente setzen. Nicht nur optisch. Und Vorbilder braucht es – hier wie dort.
Text: Theresa Pauli
Bild: Creative Commons
Dieser Beitrag erscheint in der Reihe „Zurück in die Zukunft“ anlässlich zur 30. Brandenburgischen Frauenwoche 2020. Die letzten 30 Jahre sind geprägt von Wendepunkten in den Biografien aller Brandenburgerinnen. Mit dem Motto wollen wir nicht nur erinnern – mit unseren Erfahrungen richten wir den Fokus in die Zukunft: Wie soll die Gesellschaft aussehen, in der wir leben wollen? Wöchentlich erscheint ein Beitrag, wenn auch Du oder Sie was schreiben wollen, freuen wir uns über Zusendungen!
1 Comment
Katharina
13. Januar 2020Auch in Österreich gehören dem Regierungsteam mehr Frauen als Männer an:
https://www.bundeskanzleramt.gv.at/bundeskanzleramt/die-bundesregierung/bundesministerinnen-und-bundesminister.html
Es ist also möglich – Mission possible 🙂