Zukunftstag in Brandenburg brauch Girls’Day
Frauenpolitischer Rat Land Brandenburg (FPR) und die Kontakt- und Koordinierungsstelle für Mädchen*arbeit (KuKMA) empfehlen, dass der „Zukunftstag“ die frauenpolitischen Ziele seiner ursprünglichen Etablierung wieder stärker in den Fokus nimmt. Vor 20 Jahren wurde der Zukunftstag ursprünglich als Girls’Day in der Bundesrepublik eingeführt um Rollenklischees bei der Berufswahl zu begegnen.
Am 22.04.2021 findet der diesjährige Zukunftstag – digital – in Brandenburg statt. Ziel der Einführung im Jahr 2001 war es, Mädchen* Wege in Berufe insbesondere aus dem MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) zu eröffnen. Rollenklischees bei der Berufswahl sollten damit infrage gestellt und Mädchen* damit ermutigt werden, ihre Berufe nach den eigenen Stärken und Interessen zu wählen. Dieser politische Anspruch an eine geschlechtergerechte Arbeitswelt wird aktuell nicht adressiert und geht beim Zukunftstag verloren. Wir fordern, dass sich alle Beteiligten dafür einsetzen, dass beim Zukunftstag dieser Schwerpunkt wieder in den Vordergrund rückt.
In Brandenburg gibt es etwa 270 verschiedene Ausbildungsberufe. Die Berufswahl von fast der Hälfte der Mädchen* in Brandenburg fällt allerdings auf nur zehn Berufe; vor allem „typische Frauenberufe“, die schlechter bezahlt sind und die geringere Aufstiegsmöglichkeiten bieten.
Quelle: Gleichstellungspolitisches Rahmenprogramm
Bianca Strzeja, KuKMA: „So wie ursprünglich der Girls Day, muss daher auch der Zukunftstag für Jugendliche nicht nur eine Orientierungshilfe bieten, sondern sie dazu ermutigen frei von Klischees zu wählen was sie mal werden wollen. Der Zukunftstag sollte sich wieder mehr an der Ursprungsidee des Girls’Day orientieren und seine Reichweite und Popularität für die Gleichberechtigung am Arbeitsplatz der Zukunft einsetzen.“
Warum ist diese Schwerpunktsetzung so wichtig für die Zukunft des Arbeitsmarktes?
Frauen arbeiten häufiger in schlechter bezahlten Branchen und häufiger in Teilzeit als Männer, sie verdienen damit weniger, haben weniger privates Vermögen, sind häufiger von Altersarmut betroffen und leisten statistisch gesehen mehr unbezahlte Haus- und Sorgearbeit als Männer. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland hierbei weit hinten mit einem Gender Pay Gap von 18% (Statistisches Bundesamt, 2021) und einem Gender Pension Gap von 36% (Eurostat, 2019). Um diese Unterschiede abzubauen können Mädchen* – und auch Jungen* – vor dem Berufseintritt dazu ermutigt werden bei ihrer Berufswahl nicht klischeebehaftet zu wählen.
Verena Letsch, FPR: „Die aktuellen Auswirkungen von Covid-19 treffen Frauen besonders hart, da sie den größten Teil der zusätzlich anfallenden Sorge- und Pflegearbeit – sowohl beruflich als auch privat – leisten. Gerade in dieser Krisenzeit ist es wichtig den gesellschaftlich hohen Wert von Alten- und Krankenpflege, sowie Sorgearbeit hervorzuheben und die Überbelastung und gleichzeitige Unterbezahlung dieser typischen Frauenberufe zu thematisieren. Sie muss nicht nur besser bezahlt werden, sondern auch gerechter unter den Geschlechtern aufgeteilt werden. Auch im Privaten, muss eine gerechte Aufteilung der Erziehungs-, Sorge- und Hausarbeit zwischen den Geschlechtern gelingen, um eine Berufstätigkeit jenseits der Teilzeit zu ermöglichen. Das Projekt Zukunftstag ist zahnlos, solange es nicht auf die politische Dimension der Berufswahl eingeht. Der Zukunftstag bietet die Möglichkeit, Mädchen und Jungen für Berufswege zu begeistern.“
Am 22.04.2021, 14:00-18:00 Uhr findet ein Empowerment-Workshop der KuKMA für Mädchen* im Alter von 14-17 Jahren zum Thema klischeefreier Berufswahl statt. Der Workshop findet in Kooperation mit dem Mädchen*treff Zimtzicken in Potsdam statt. Anmeldungen telefonisch möglich beim Mädchen*treff Zimtzicken.