Women in Exile
Für Elisabeth Ngari klafft ein Widerspruch zwischen dem, was in Deutschland „Willkom- menskultur“ genannt wird und dem, was geflüchtete Menschen nach ihrer Ankunft hier erleben. Die 58-Jährige weiß sehr genau, wovon sie spricht. Denn sie kam selbst vor zwanzig Jahren mit zwei Töchtern aus Kenia nach Deutschland.
Die alleinerziehende Mutter lebte nach ihrer Ankunft sechs Jahre in Sammelunterkünften im Land Brandenburg, bevor sie in eine eigene Wohnung ziehen konnte. Nach dieser Erfahrung gründete sie 2002 gemeinsam mit anderen Frauen „Women in Exile“, um geflüchteten Frauen eine eigene politische Stimme zu geben.
Seitdem macht sie unermüdlich auf die Situation von asylsuchenden Frauen und ihren Kindern aufmerksam: sie kämpft(e) erfolgreich gegen die Residenzpflicht und das Sachleistungsprinzip im Land Brandenburg. Sie fordert seit Anfang 2011 in der Kampagne „Keine Lager für Flücht- lingsfrauen und Kinder! Alle Lager abschaffen!“ deren sofortige individuelle Unterbringung in Wohnungen.
Im vergangenen Jahr wurde Elisabeth Ngari für ihr bundesweites Engagement mit dem taz-Panter-Preis ausgezeichnet. In der gegenwärtigen angespannten Situation ist sie oft mit anderen Frauen im Land Brandenburg unterwegs, um mit asylsuchenden Frauen zu sprechen und sie über ihre Rechte zu informieren. Sie engagiert sich in Gruppen wie „Refugee Emanci- pation“, die beispielsweise versuchen, Internetcafés in Heimen zu etablieren.
Auf der Webseite von „Women in Exile“ und in den zweimonatlich erscheinenden Newslettern des Vereins kann man davon lesen. In der Mitgliederversammlung des Frauenpolitischen Rates am 7. November wird Elisabeth Ngari zusammen mit der Landesgleichstellungsbeauftragten Monika von der Lippe und Dorothea Lindenberg vom Flüchtlingsrat Brandenburg über die Situation geflüchteter Frauen im Land Brandenburg diskutieren.
In einem Interview aus dem vergangenen Jahr beschreibt sie, was für sie Willkommen sein bedeutet: „Jemanden willkommen zu heißen, bedeutet nicht nur, ein Bett und Essen zur Ver- fügung zu stellen. Es bedeutet, Menschen die Möglichkeit zu geben, auf eigenen Füßen zu stehen, teilzuhaben an der Gesellschaft, die Sprache zu lernen, arbeiten zu können. Das wäre ein wirkliches Willkommen. Es ist mehr als ein Dach über dem Kopf und Essen.“
Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Simone Ahrend, sah-photo