Was tun, wenn die weisen Frauen gehen?

Posted by on Okt 15, 2015 in Allgemein

Generationenwechsel ist ein Thema, das Vielen auf den Nägeln brennt. Auch die Branden- burgische Frauenwoche ist ein Kind der Wendezeit. Die Frauen, die sie aus der Taufe hoben und viele ihrer frauenpolitischen Wegbereiterinnen und –begleiterinnen sehen inzwischen auf ein erfülltes Berufsleben zurück. Und: Sie machen sich (schon länger) Gedanken, wer zukünftig an ihre Stelle treten wird.

„Frauengenerationen im Wechselspiel“ heißt auch das Motto der 26. Brandenburgischen Frauenwoche im kommenden Jahr. Dabei soll es darum gehen, über Chancen und Risiken zu sprechen, die entstehen, wenn „Jung“ und „Alt“ – langjährige frauenpolitische Erfahrung und aktuelles akademisches Wissen – „Mütter“ und „Töchter“ bzw. „Enkelinnen“ und ihre unter- schiedlichen Ansätze und Themen zusammentreffen.

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Sandra König ist sechsundzwanzig. Seit Juni 2013 arbeitet sie im Büro für Chancengleichheit und Vielfalt in der Potsdamer Stadtverwaltung. Anfangs hat die studierte Verwaltungswissenschaftlerin sich öfter gefragt, wie sie ohne Berufserfahrungen im Bereich Geschlechtergerechtigkeit/-politik überhaupt bestehen kann. Und sie spürte auch, dass es auf der „anderen Seite“ – Kolleg*innen, die fast doppelt so alt wie sie sind – Befürchtungen über mögliche berufliche Konkurrenzsituationen gab. Doch zwei Instrumente machten diese beiderseitigen „Ängste“ schnell zunichte: Die Willkommenskultur und Wertschätzung durch die Führungsebene und die Kolleg*innen, die ihr schnell das Gefühl des „Wir brauchen Dich!“ gaben. Und ein Mentoring durch Martina Trauth-Koschnick, das ihr umfassend und transparent Einblick in alle Arbeitsbereiche und Themen gab. Nach einem halben Jahr fühlt sich Sandra König als vollwertiges Mitglied im Team und das gibt ihr Sicherheit und den Mut, immer neue Projekte in Angriff zu nehmen. Ihre Kolleg*innen hingegen profitieren von ihrem IT-Verständnis, ihrer strukturierten Arbeitsweise und ihrer Kompetenz beispielsweise in modernen Kreativitätstechniken, wie Brain Writing, die sie auch im Beirat Brandenburgische Frauenwoche erfolgreich einsetzt.

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Wenn verschiedene Generationen mit unterschiedlichen Sichtweisen aufeinandertreffen, kann jede davon profitieren. Das Miteinander kann aber auch schwierig sein. Das entscheidet sich nicht nur in persönlichen Beziehungen, sondern wird auch durch Strukturen bestimmt. In den Veranstaltungen der 26. Brandenburgischen Frauen soll thematisiert werden, wie das (positive) Wechselspiel zwischen den Generationen gestaltet werden kann.

Wie können das Wissen und die Erfahrungen von Frauen, die jahrzehntelang in Organisationen gearbeitet, Entwicklungen beobachtet und Frauenpolitik mitgestaltet haben, erhalten bleiben? Wie lässt sich der Wissenstransfer zwischen den Generationen gestalten? Welche positiven Beispiele für ein gelungenes Miteinander in (Frauen-)Vereinen oder Verbänden gibt es in Bran- denburg?

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Dies alles soll im Kernzeitraum vom 3. bis 20. März 2016 vorgestellt und diskutiert werden. Die Auftaktveranstaltung findet am 3. März 2016 im neuen Rathaus von Königs Wusterhausen statt. Begleitend zu den Themen der Frauenwoche sollen Workshops angeboten werden. Was tun, wenn die weis(s)en Frauen gehen? – könnte das Thema von einem von ihnen sein.

Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Simone Ahrend, sah-photo