Warum die bösen Mädchen die guten sind
Das Motto der diesjährigen Frauenwoche aufnehmend, lud die Rosa-Luxemburg-Stiftung Brandenburg zu einer, gemeinsam mit der Stadt Senftenberg organisierten, Veranstaltung zum Thema „Warum die bösen Mädchen die guten sind“ ins Senftenberger Rathaus ein.
Dr. Gerd-Rüdiger Hoffmann, Philosoph und Monika Auer, Frauen- und Integrationsbeauftragte der Stadt Senftenberg begrüßten als Gesprächspartnerin Gabriele Gün Tank aus Berlin.
Als Journalistin, Integrationsbeauftragte eines Berliner Bezirks und Mitgründerin der Mädchenband „Die bösen Mädchen“ https://www.youtube.com/watch?v=CUV7X_HPQx8 sowie als Vorstandsmitglied des IG-Metall Migrationsausschusses hat sie sich intensiv – theoretisch und praktisch – mit den Themen Rassismus und Diskriminierung aber auch mit partizipativer Demokratie und interkultureller Bildung auseinandergesetzt.
Ihr Anliegen, einen neuen Begriff von Inklusion – statt Integration – zu entwickeln, stellt sie an diesem Abend zur Diskussion. Ziel ist dabei die Ermöglichung maximaler Teilhabe bei minimaler sozialer und struktureller Ausgrenzung. Maßgeblich, so Gün Tank, ist, dass jede/r das Recht darauf hat, sich selbst zu definieren und dies auch von anderen akzeptiert und nicht ständig hinterfragt wird. Die Vielfalt ist die eigentliche Normalität. In Deutschland geboren, wird sie selbst von vielen jedoch als Türkin wahrgenommen. Zu Hause fühlt sie sich tatsächlich in der Türkei und in Deutschland, obwohl Berlin ihre Heimat ist. Sie sagt: „Ich habe nie das Gefühl gehabt, zwischen zwei Stühlen zu sitzen, sondern immer auf einem großen Sofa.“
Ihr geht es darum, dass Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit wahrgenommen und akzeptiert und nicht auf bloß eine Eigenschaft reduziert werden – sei es das Geschlecht, ein Handicap oder ein Migrationshintergrund. Um für den Abbau von Barrieren zu kämpfen, muss man manchmal eben auch „böse“ sein – „qualifiziert böse“ oder, wie Ernst Bloch sagen würde, wissend unzufrieden sein.
So setzt sich Gün Tank in ihrer haupt- wie ehrenamtlichen Arbeit dafür ein, Menschen in Workshops und Seminaren zu befähigen, ihre Interessen zu artikulieren und sich für ihre Rechte einzusetzen. Es ist noch ein weiter Weg zur Gerechtigkeit, aber Motivation genug für die Politik und unser alltägliches Handeln. Die musikalische Gestaltung des Abends hatte der sorbische Liederpoet Bernd Pittkunings übernommen.
Text und Fotos: Cathleen Bürgelt https://www.brandenburg.rosalux.de/