Wanderausstellung: Gegen Menschenhandel!

Posted by on Okt. 20, 2015 in Allgemein

Menschenhandel. Dieses Wort klingt eigentlich wie ein Begriff aus den Zeiten der Sklaverei. Doch in der EU waren 2012 geschätzt über 880.000 Menschen von Zwangsarbeit betroffen: Dreißig Prozent davon von sexueller Ausbeutung und siebzig Prozent von extremer Arbeits- ausbeutung. Menschenhandel kann alle Geschlechter und jede Altersgruppe betreffen. In der Mehrheit der erfassten Fälle sind jedoch Frauen betroffen. Besonders besorgniserregend ist die wachsende Zahl von minderjährigen Opfern. Auch in Brandenburg.

Der Europäische Tag gegen Menschenhandel findet jährlich am 18. Oktober statt und aus diesem Anlass eröffnete die Landesgleichstellungsbeauftragte, Monika von der Lippe, am Montagmorgen gemeinsam mit Naile Taniş (KOK e. V.) und Barbara Eritt (IN VIA e. V.) eine Ausstellung im Foyer des neuen Potsdamer Sozialministeriums.  Diese Wanderausstellung, die bis zum 13. Dezember durch Brandenburg und Berlin tourt, zeigt auf wenigen Tafeln informativ und eindringlich, mit welchem komplexen Problem auch das Land Brandenburg als Transit- und Zielland – vor allem zum Zweck der Zwangsprostitution – zu tun hat.

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In mehreren Interviews mit und durch Fallbeispiele von Betroffenen werden abstrakte Zahlen und Begriffe mit Leben erfüllt. Denn nur durch Information und Aufklärung über das viel- schichtige Phänomen – mit vielen Graubereichen – wird es möglich, nicht nur den Opfern besser zu helfen, sondern auch präventiv tätig zu werden, wie Naile Taniş vom bundesweiten Koordinierungskreis gegen Menschenhandel sagte.

Die Beratungsangebote von IN VIA – Katholischer Verband für Mädchen- und Frauensozial- arbeit, der seit vergangenem Jahr auch eine Mitgliedsorganisation des Frauenpolitischen Rates ist, leisten im Land Brandenburg, in Königs Wusterhausen, unverzichtbare Dienste, so Monika von der Lippe.

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Je besser unsere Gesellschaft für das Thema sensibilisiert ist, umso entschlossener können auch die Rechte der Betroffenen durchgesetzt werden, nämlich die auf Beratung und Infor- mation, auf Alimentierung, auf Einklagen von Lohn beziehungsweise Entschädigung aber auch auf Straffreiheit, sagte Naile Taniş.

Mit dieser aufrüttelnden Ausstellung wird zudem ein Perspektivwechsel vollzogen: Weg von dem alleinigen Fokus auf die Strafverfolgung der Täter und Täterinnen hin zu einer stärkeren Wahrnehmung der Betroffenen als Trägern von Menschenrechten.

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Die Ausstellung informiert prägnant über Formen und Zielgruppen von Menschenhandel, beschreibt die Rechte der Betroffenen und gibt einen Überblick über bestehende Unter- stützungsstrukturen in Deutschland. Eine umfassende Begleit- und Informationsbroschüre kann auf der Webseite des KOK e. V. kostenlos heruntergeladen werden.

Text: Astrid Priebs-Tröger

Fotos: Mit freundlicher Genehmigung des KOK

Die Pressemitteilung des MASGF zum Europäischen Tag gegen Menschenhandel finden Sie hier: 158_15_Ausstellung_Menschenhandel_151019