Von wilden Piratinnen und mütterlichen Gänserichen

Posted by on Nov 21, 2015 in Allgemein

„Rasselbande“ lautet der Name des Potsdamer Schulhortes, in dem die Landesgleichstellungs-beauftragte beim 12. bundesweiten Vorlesetag zu Gast war. Diesem Namen machten die Mädchen und Jungen auch alle Ehre, als sie das Bibliothekszimmer stürmten, in dem Monika von der Lippe schon auf sie wartete.

In Jeans und im Schneidersitz auf dem Boden sitzend schaffte es die 38-Jährige jedoch spielend, die 6- bis 10-jährigen Kinder in den Bann von zwei Geschichten zu ziehen, die immer noch allgegenwärtige Geschlechterstereotype kräftig durcheinanderwirbelten.

a_9660

In der Geschichte „Das grüne Küken“ von Adele Sansone hat ein einsamer Gänserich einen Herzenswunsch: Er möchte so gern ein eigenes Küken großziehen. Als er am Waldrand ein Ei findet beginnt er sofort, es auszubrüten.

Dabei entwickelt er ungeahnte fürsorgliche Qualitäten. Aber nicht nur diese, sondern auch die offensichtlichen Unterschiede zwischen ihm als weißem Vater und seinem grünen Kind bringen beiden das Unverständnis ihrer Umwelt ein.

Während sich dieses Buch also für die Förderung von Toleranz stark macht, sind es in „Käpten Knitterbart“ von Cornelia Funke gleich zwei starke weibliche Figuren, die eine tradierte (Piraten-)Männerwelt der Lächerlichkeit preisgeben und sie damit zum Einsturz bringen.

a_9551

Wenn das doch in Wirklichkeit auch so einfach wäre! Genug starke Frauen wie die „Rote Berta“ gibt es doch inzwischen. Und was ihre Tochter Molly noch nicht an Lebenserfahrung und Körperkraft besitzt, macht sie in der humorvollen Geschichte mit viel Witz und Köpfchen wett.

Fast eine Stunde lang hörten die Kinder zappelig aber konzentriert der geübten Vorleserin zu. Kein Wunder, denn Monika von der Lippe kann zu Hause gleich zwei Kindern ihre Ideen von der Gleichstellung der Geschlechter auf literarische Weise nahebringen.

HP1A9709

Und wer noch keine Weihnachtsgeschenkideen hat: Diese beiden Bücher können nicht nur Kinder im Kindergartenalter mit ihren Texten und Bildern begeistern!

Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Simone Ahrend, sah-photo