Von Hollywood bis Babelsberg – Gewalt kommt nicht in die Tüte

Posted by on Okt 26, 2017 in Allgemein

#MeToo ist in der letzten Woche als Hashtag international durch die Sozialen Medien viral gegangen. Er sollte auf sexualisierte Gewalt und Übergriffe auf Frauen aufmerksamen machen, ausgehend von dem Skandal um den Hollywood Produzenten Harvey Weinstein, der Frauen aus der Filmbranche sexuell belästigt und genötigt haben soll. Der Nachfolger des deutschen Hashtags „#aufschrei“ (2013) ging diesmal von der US-Schauspielerin Alyssa Milano aus. Viele haben sich ihm angeschlossen und öffentlich über ihre Erfahrungen mit sexualisierter Gewalt geschrieben. Es ist erschreckend, aber auch ‚empowernd‘, wie viele Frauen sich zu Wort gemeldet haben und damit zeigten, dass es bei Leibe kein Problem der Filmbranche oder einzelner Weniger ist.

Viele Frauen trauen sich nicht öffentlich oder auch gegenüber Behörden über Übergriffe und Gewalt zu sprechen. Oft schämen sie sich zu sehr oder wollen dem Täter, der zu oft aus dem direkten persönlichen Umfeld kommt, nicht schaden. Es ist also überaus wichtig, dass Frauen über Anlaufstellen Bescheid wissen, die ihnen Hilfe und Beratung anbieten, ohne sie öffentlich zu ‚outen‘ oder sie zu weiteren Schritten zu drängen.

In Brandenburg ist jede 7. Frau bereits Opfer sexualisierter Gewalt geworden.

Um mehr Bekanntheit für solche Beratungs- und Hilfsangebote im Land Brandenburg zu erreichen, und Frauen auch fern des Internets, planen wir die Brottütenaktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“ zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen – dem 25. November. Dazu kooperieren der Frauenpolitische Rat Brandenburg e.V., die Opferhilfe Brandenburg e.V., die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten des Landes Brandenburg und das Netzwerk der Brandenburgischen Frauenhäuser sowie der Landesverband der Bäckereien und Konditoreien Berlin-Brandenburg e.V. miteinander.

„Gewalt kommt nicht in die Tüte“

In der Aktionswoche um den Tag gegen Gewalt an Frauen ab dem 20.11.2017 sollen landesweit in den teilnehmenden Bäckereien Brottüten verteilt werden, die auf die lokalen Beratungs- und Hilfsangebote für Frauen und Opfer sexualisierter Gewalt aufmerksam machen. Darüber hinaus wird der Fokus in diesem Jahr auf der anonymen Spurensicherung nach einer Vergewaltigung liegen. Im Vordergrund stehen die vier Krankenhäuser (Potsdam, Cottbus, Neuruppin und Frankfurt Oder), die dieses Angebot im Land Brandenburg anbieten. Es ist wichtig, dass Frauen nach einem Übergriff medizinische Behandlung und Beratung bekommen und sie sich auch später noch dafür entscheiden können, rechtliche Schritte einzuleiten. Dazu ist es nötig, dass ihnen bekannt ist, wie wichtig die Spurensicherung ist und wo sie diese bedenkenlos und ohne Druck erhalten können.

Von Hollywood bis Brandenburg

Es bleibt zu hoffen, dass neben Wellen der Entrüstung, wie bei #aufschrei oder #MeToo auch die ständige Arbeit gegen sexualisierte Gewalt die durch Frauenhäuser, Beratungsstellen und Gleichstellungsbeauftragte tagtäglich betrieben wird, ebenso große Unterstützung und Aufmerksamkeit erhält. Das kurzweilige Aufsehen ist erfreulich, aber dem müssen auch Taten folgen. Einen ersten Schritt wollen wir mit unserer „Brottütenaktion“ gehen!

 

Text: Claudia Sprengel und Verena Letsch

Bild: Claudia Sprengel