Über Eigenes und Fremdes – psychosomatische Aspekte der Frauenheilkunde

Posted by on Mrz 24, 2017 in Allgemein

Normalerweise dauert es Jahre, bevor neueste wissenschaftliche Erkenntnisse in der Praxis ankommen. Manchmal geht es aber ganz schnell. Nur knapp zwei Wochen lagen zwischen dem Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe (DGPFG) in Dresden und dem aktuellen Treffen der Mitglieder des Tischs der sozialen Verantwortung in Oranienburg am 16. März 2017.

Dem Gremium gehören mehr als 20 VertreterInnen sozialer und Jugendhilfeträger, von Vereinen,  PolitikerInnen und Angehörige verschiedenster Professionen der Stadt an. Die Gleichstellungsbeauftragte Heidrun Szczepanski hatte den Tisch vor 24 Jahren ins Leben gerufen. Seitdem treffen sich die Netzwerkmitglieder ungefähr alle sechs Wochen an unterschiedlichen Orten und tauschen sich über Aspekte des sozialen Lebens aus. Dass ich als Journalistin und Öffentlichkeitsarbeiterin vor gut zwei Jahren in einen Kreis aufgenommen wurde, der regelmäßig mit sehr sensiblen Themen konfrontiert ist, ist nicht selbstverständlich. Doch nur so können soziale Debatten in die Öffentlichkeit gebracht werden – wenn es geboten ist. Synergien entstehen regelmäßig in vielen Richtungen.

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Zum Märztreffen des Tisches der sozialen Verantwortung wurde ich von der Organisatorin gebeten, über Aktuelles aus dem Gebiet der Psychosomatischen Frauenheilkunde zu berichten. Für den Jahreskongress 2017 unter dem Motto „Das Eigene und das Fremde“ der wissenschaftlichen Gesellschaft hatte ich die Pressearbeit übernommen und war somit ganz nah am Geschehen. Und es gab noch etwas Besonderes: der in zeitlicher Nähe zur Brandenburgischen Frauenwoche stattfindende Termin wurde für interessierte Gäste geöffnet – fünf im Gesundheits- bzw. therapeutischen Bereich tätige Mitgliedsfrauen des Netzwerkes Unternehmerinnen in Oberhavel nutzten die Gelegenheit.

„Krank ohne Befund“ heißt es, wenn sich ein Patient nicht gesund fühlt, Mediziner aber keine organischen Ursachen finden. Mindestens 25 Prozent der deutschen Erwachsenen leiden laut Experten einmal oder dauerhaft an psychosomatischen Beschwerden. Heute sprechen Wissenschaftler zunehmend vom „biopsychosozialen Krankheitsmodell“, da die Trennung in psychosomatische und rein psychische oder somatische (körperliche) Erkrankungen nicht mehr haltbar ist.

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Ich berichtete über Themenschwerpunkte der interdisziplinären DGPFG-Jahrestagung, die sich als roten Faden den interkulturellen Blick, sprich die gynäkologische und psychosoziale Versorgung von Migrantinnen, auf die Fahnen geschrieben hatte. Auf das Themenfeld „Prostitution“, das noch nie auf so einer wissenschaftlichen Tagung behandelt worden war, und auf offene Fragen zum ab Juli 2017 bundesweit umzusetzenden Prostituiertenschutzgesetz ging ich dabei ausführlich ein. Außerdem sprach ich über Referate zur Reproduktionsmedizin, zu (berechtigten) Ansprüchen älterer gynäkologischer Patientinnen, über peripartale Erkrankungen und den Umgang mit trauma-bezogenen Störungen. Die Anwesenden erfuhren vorab von der „Aktion Roter Stöckelschuh“. Das in Hamburg geborene Projekt wirbt für einen akzeptierenden, respektvollen und professionellen Umgang mit Sexarbeiterinnen in frauenärztlichen Praxen und erfuhr in Dresden bei einer Podiumsdiskussion zum Thema „Was hat die Frauenheilkunde mit Prostitution zu tun?“ spontan viel Zustimmung. Die Reaktionen vor Ort waren so beeindruckend, dass sich die DGPFG entschloss, die Kampagne zu unterstützen (Link: https://dgpfg.de/blog/aktion-roter-stoeckelschuh-startet-dgpfg-stellungnahme/) .

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Ergänzend beleuchtete ich kurz die regionale Versorgungssituation. Nicht allen war bekannt, dass eine für das Fachgebiet besonders engagierte Ärztin im Landkreis Oberhavel tätig ist: Priv.-Doz. Dr. med. Martina Rauchfuß. Die Chefärztin der Abteilung Psychosomatische Medizin und Psychotherapie an den Oberhavel-Kliniken Hennigsdorf verabschiedete sich nach 24 Jahren Ehrenamt aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychosomatische Frauenheilkunde und Geburtshilfe, bleibt ihr aber als Mitglied treu. Das Auditorium hatte der Medizinerin mit Standing Ovations für ihren Einsatz gedankt.

Abschließend diskutierten die Mitglieder des Tischs der sozialen Verantwortung miteinander. Einige steuerten positive Erfahrungsberichte aus der Praxis bei. Resonanz einer Erstteilnehmerin: „Das war heute der Kracher.“

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Text: Dagmar Möbius, freie Journalistin mit Schwerpunkt Gesundheit & Soziales

www.dagmar-moebius.de

 

Fotos:

Jaqueline Schneider, Naturheilpraktikerin (1+2), www.naturheilpraxis-oranienburg.de

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Dagmar Möbius (4)

 

Transparenzhinweis:

Dagmar Möbius war/ist mit der Pressearbeit für die DGPFG betraut.

Zudem leitet sie ehrenamtlich (mit Nicole-Kristina David-Ulbrich) das Netzwerk Unternehmerinnen in Oberhavel, dem auch HP Jacqueline Schneider angehört.

www.unternehmerinnen-in-ohv.de