Tag der lesbischen Sichtbarkeit
FrauenOrte Lebensgefährtinnen
Der 26. April ist Tag der lesbischen Sichtbarkeit! Wir nehmen diesen Tag zum Anlass, um Beziehungsgeschichte:n aus den FrauenOrten zu erzählen. Oftmals unterstellen wir historischen Personen, dass sie in einem modernen Sinne heterosexuell gewesen wären. Ganz besonders Frauen, die unverheiratet blieben oder die lange Zeit ohne (Ehe-) Mann lebten wird nachgesagt, dass Beziehungen, Liebe oder Sexualität in ihrem Leben keine Rolle gespielt hätten. Die historische Realität ist aber oftmals komplexer.
Wir laden euch auf eine Reise in weibliche Beziehungsgeschichte:n um 1900 ein. Heute erzählen wir drei FrauenOrte-Geschichten, die nicht in das Raster moderner Heterosexualität passen.
Johanna Elberskirchen & Hildegard Moniac
Johanna Elberskirchen kämpfte für Frauenrechte, für soziale Gerechtigkeit und für die Rechte von Homosexuellen. Von bürgerlichen Feministinnen forderte sie klassenübergreifende Solidarität. Von Sozialdemokrat*innen einen kritischen Umgang mit dem Patriarchat.
Hildegard Moniac lernte sie vermutlich 1914 in einem Sanatorium kennen, wo Elberskirchen als Naturärztin tätig war und Moniac als Patientin behandelt wurde. Sie zogen gemeinsam nach Berlin und später nach Rüdersdorf, wo sie ein gemeinsames Haus bewohnten.
Während der NS-Zeit wurde Moniac aufgrund ihrer politischen Aktivitäten aus dem Schuldienst entlassen. Elberskirchen starb 1943, und ihre Urne wurde 1975 heimlich im Grab von Moniac beigesetzt.
Weitere Informationen:
Den FrauenOrt für Johanna Elberskirchen findet ihr hier.
Eine biografische Skizze von Hildegard Moniac sowie weitere lesbische Biografien der Geschichte findet ihr hier.

Frieda Glücksmann & Edith Kaufmann
Frau Eisler behauptet, ich würde für Edith stehlen und lügen, sie vergisst: rauben und morden.
Frieda Glücksmann, 1938
Frieda Glücksmann leitete in Lehnitz ein jüdisches Bildungs- und Erholungsheim. Von 1934 bis 1938 gestaltete sie hier einen zentralen Ort für jüdischen Widerstand, jüdische Selbstorganisation und Jugendarbeit.
Edith Kaufmann lernte sie vermutlich in Breslau kennen. Die beiden Frauen verband eine jahrelange, tiefe Bindung. Nach ihrer gemeinsamen Zeit in Lehnitz gingen beide ins Exil nach Großbritannien.
Weitere Informationen:
Zum FrauenOrt und zum Hörspaziergang für Frieda Glücksmann geht es hier.

Johanna Just & Gertrud Behrendsen
Johanna Just gründete 1889 gemeinsam mit ihrer Schwester und ihrer Mutter eine Hauswirtschaftsschule, die sie im Laufe weniger Jahre zu einer modernen Berufsschule für Mädchen und junge Frauen weiterentwickelten.
Gertrud Behrendsen war Lehrerin und unterstützte Just aktiv beim Aufbau der Schule. Kurz vor Justs Tod bedankte sich diese bei ihrer “Arbeits- und Lebensgefährtin” Gertrud Behrendsen.
Weitere Informationen:
Zum FrauenOrt für Johanna Just geht es hier.

Die Sache mit der lesbischen Sichtbarkeit in der Geschichte
Weibliche Lebensgemeinschaften, intime Freundinnen und frauenliebende Frauen finden wir häufig in der Geschichte. Manche dieser Frauen bezeichneten sich offen als homosexuell. Viele nutzen andere Konzepte wie Freundin, Kameradin, Weggefährtin.
So unterschiedlich wie Beziehungen zwischen Menschen heute sind, so waren sie es auch zu vergangenen Zeiten. Dies zu zeigen, ist Teil der lesbischen Sichtbarkeit.