Souveräne Alpha vs. Egoistische Zicke
Seit meinem Studium bin ich der geschlechterreflektierenden pädagogischen Arbeit verschrieben und verstehe mich als Kämpferin für Vielfalt, Akzeptanz und Gleichstellung. Als kontinuierlicher Antrieb dafür hilft mir die Hoffnung, dass sich unsere Gesellschaft vollständig von stereotypen Charakter- und Rollenbildern hinsichtlich der Geschlechter lösen wird.
Gerade in den vergangenen Monaten wurde ich häufig mit eigenen und fremdem Erfahrungen konfrontiert, die mir zeigten, wie schwer es Mädchen und junge Frauen haben und wie sehr Stärke, Selbstbewusstsein und Selbstliebe fehlen, um die vielen Hürden des Lebens zu meistern. Oder noch schlimmer: diese Fähigkeiten werden Ihnen abgesprochen oder klein geredet.
Ich selbst sehe mich als Alpha. Private- und Studienwege haben mich zu dieser Position und Einstellung geführt; das Leben mit einer Hündin (und vielleicht auch mit einem Ehemann) und meine Karrierewünsche haben mich dazu gezwungen. Natürlich haben mich die Rolle und das Thema „Führen ohne zu dominieren“ vor Herausforderungen gestellt. Nicht etwa aus der Angst heraus Führung zu übernehmen, die Weltherrschaft zu planen oder wegen der Entscheidung für die Kinderlosigkeit, sondern weil ich das Gefühl habe, dass eine Frau mit diesen Vorhaben und Bestrebungen weniger „Frau“ ist (was auch immer dieser abstrakte Begriff beinhaltet) und gleichzeitig als egoistische Zicke gilt.
Mit diesen Bestrebungen und Einstellungen kann man zwar auch als souveräner Alpha als stark, große Führungskraft und zielstrebig gelten. Allerdings nur solange man ein Mann ist. Die Arbeitswelt erklärt Verfehlungen bei Männern als „menschlich“ und bei Frauen begründet sie diese mit ihrem Geschlecht. Diese absurde Ursachenforschung führt weiterhin zur Begründung für ungleiche Bezahlung in den meisten Berufsfeldern und männerdominierten Machtverhältnisse.
Es bedarf aktiver Unterstützung und einer solidarischen Haltung, damit sich alle Mädchen und Frauen ohne Selbstzweifel frei entfalten können und die eigenen Wünsche aktiv leben; egal ob gegenüber Männern oder auch gegenüber dem eigenen Geschlecht. Ich stehe dafür ein und auf und sehe hier gleichzeitig die Legitimation für Mädchen- und Frauenarbeit. Wir müssen weiter aktiv werden, Ungerechtigkeiten aufzeigen und für uns selbst und auch für alle Mädchen und Frauen einstehen. Damit beispielsweise ein #MeToo in absehbarer Zeit nicht mehr für Negativerfahrungen von Frauen steht, sondern für eine positive Verbundenheit im Leben von Mädchen und Frauen. Aus diesem Grund bin ich eine von vielen Alphas – eine souveräne, aktive Anführerin, die an vorderster Front steht; an einer Front mit dem Geist für diese Vorhaben, diese Bewegungen, diese Ziele.
Die Realität sollte sein, dass Jene als zickig / bockig und egoistisch gelten, die sich dem Vorhaben der Emanzipation gegenüber blockieren.
Text und Bild: Marlen Berg
Seit 2012 arbeite ich studienbegleitend in dem Frauenzentrum Cottbus, bin dort auch Vereinsfrau und seit 2013 im Mädchenprojekt angestellt und seit diesem Jahr dort Projektleiterin. Meine „Steckenpferde“ sind kreative Arbeit und der Mut zu Allem, was die Welt hergibt (Handwerk, Technik, Lesen, usw.). Dabei begleiten mich meine Hündin Lorelai und mein Mann, der ebenfalls ehrenamtlich in der mädchen- und frauenpolitischen Arbeit aktiv ist. Ich bin in Cottbus geboren und liebe die hiesige Kinder- und Jugendlandschaft und möchte weiterhin in dieser aktiv sein und hoffe zudem in der Mädchen- und Frauenpolitik „junge“ Ideen miteinbringen zu können und von vielen anderen tollen Frauen zu lernen.