Nicht noch 66 Jahre warten müssen

Posted by on Mrz. 20, 2015 in Allgemein

Heute ist ein ereignisreicher Tag: kalendarischer Frühlingsanfang, partielle Sonnenfinsternis und Equal Pay Day. Während die beiden ersten Ereignisse Naturphänomene und nicht beeinflussbar sind, ist das letztere – die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen – menschengemacht.

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Der 20. März ist der Tag in diesem Jahr, bis zu dem alle Frauen dieses Landes rein rechnerisch unbezahlt gearbeitet haben – denn die Lohnlücke in Deutschland, die sich zwischen Männern und Frauen seit Jahrzehnten unverändert auftut, beträgt 22 Prozent.

Die Ursachen dafür liegen in unterbrochenen Erwerbsbiografien der Frauen, in Teilzeitarbeit und in der schlechten Bezahlung in sogenannten Frauenberufen. „Ungerechtigkeiten, die leider häufig bagatellisiert werden, potenzieren sich im Arbeitsleben“ stellt Ulrike Häfner, 1. Sprecherin des Frauenpolitischen Rates fest. „Für viele Frauen bedeutet das nicht nur, dass sie im Berufsleben weniger Geld zur Verfügung haben, sondern auch geringere Rentenansprüche, die dazu führen, dass Frauen häufiger von Altersarmut betroffen sind als Männer.“

Das ist ein Skandal, denn schon ganz am Beginn der Frauenbewegung stand die Forderung: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Und das ist über zweihundert Jahre her. Sonnenfinsternissen sagt(e) man im Allgemeinen nach, dass sie Dinge möglich machen (können), die unmöglich scheinen; es gibt beeindruckende Beispiele in der Geschichte dafür. So wäre der heutige Tag also durchaus geeignet, endlich und wirklich die Lohnungleichheit aus unserer reichen (Arbeits-)Welt zu schaffen!

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Foto: Andreas Schlüter

Der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg fordert daher die Überarbeitung des Rentensystems, die Abschaffung des Ehegattensplittings sowie eine bessere Anerkennung von Berufen im Sozial- und Dienstleistungsbereich. Er fordert die brandenburgische Landesregierung auf, sich aktiv für Lohngleichheit einzusetzen!*

Da die neu gewählte rot-rote Regierung noch voller Schwung ist, könnte sie bis zur nächsten partiellen Sonnenfinsternis in ca. 178 Tagen ihre „Hausaufgaben“ in Angriff genommen und zumindest teilweise erledigt haben. Es wäre jedenfalls fatal, wenn wir Frauen noch bis 2081 – bis zur nächsten totalen Sonnenfinsternis – darauf warten und jedes Jahr den „Equal Pay Day“ begehen müssten.

Text: Frauenpolitischer Rat/Astrid Priebs-Tröger

*Auch wenn in Brandenburg die Lohnlücke bei „nur“ 9 Prozent bei insgesamt schlechterer Entlohnung (Männer: durchschnittlich 14,98 Euro/Stunde und Frauen 13,65 Euro/Stunde) liegt.