Motto der Brandenburgischen Frauenwochen 2023

Posted by on Sep. 1, 2022 in Allgemein

„Bei uns doch nicht!“ das sagen wir vor allem dann, wenn wir den Eindruck haben, dass etwas nichts mit uns zu tun hat oder in unserer Region nicht präsent ist. Oft in Momenten, in denen ungleiche Machtverhältnisse zwischen den Geschlechtern zu Sprache kommen: So etwa, wenn es um häusliche Gewalt geht, um Sexismus oder Diskriminierung, um den Gender Pay Gap oder die fehlende Repräsentation von Frauen[1] in politischen Gremien. Viele sind von intersektionaler Benachteiligung betroffen: z. B. wenn sie Frauen und Geflüchtete sind; wenn sie Mädchen* und queer sind, oder wenn ein politisches Ehrenamt unerreichbar scheint, weil eine*r alleinerziehend ist und es keine Betreuungsmöglichkeiten gibt.

„Bei uns doch nicht!“ bezieht sich auf die Wahrnehmung von Vielfalt in Brandenburg: Frauen in Armut, oder solche, die nicht den gängigen Rollenbildern entsprechen, Frauen aus verschiedensten geografischen, kulturellen und religiösen Hintergründen, intersexuelle Menschen, nicht-binäre Personen. Sie alle leben in Brandenburg. Sie alle erleben Diskriminierung als Teil einer patriarchalen Gesellschaft. Denn allen gleichstellungspolitischen Errungenschaften zum Trotz hält sich die strukturelle Bevorzugung von Männern hartnäckig zum Nachteil von Frauen in ihrer Vielfalt.

“Bei uns doch nicht!“, das heißt auch: Wenn wir etwas nicht sehen, müssen wir uns nicht damit befassen. Es ist oft einfacher, etwas auszublenden, unter den Teppich zu kehren oder auf Ungerechtigkeiten an anderen Orten zu verweisen. Doch es gibt sie ebenso bei uns in Brandenburg. Wir können Missstände nur ändern, wenn wir sie aufzeigen, anerkennen und nach Lösungen suchen.

„Doch, auch bei uns.“ Brandenburg ist vielfältig. Wir wollen dabei unterstützen, ein differenzierteres und realistisches Bild von unserer Gesellschaft zu entwerfen. Wir wollen vor der eigenen Haustür kehren. Wir wollen Verantwortung übernehmen und uns stark machen für mehr Offenheit und Teilhabe aller Menschen in Brandenburg.

Lasst uns miteinander reden – auch und gerade über die schweren Themen.

Lasst es uns anpacken – gemeinsam und nicht erst morgen.

[1]  Frauen in ihrer Vielfalt sind lesbische Frauen, Trans* Frauen, queere Frauen uvm.