„Mehr als nur über Kapitalismus schwadronieren“ – Diskussion und Vernetzung zur Care Revolution

Im Rahmen der Brandenburgischen Frauenwoche diskutierten am 9. März 2018 etwa 30 Teilnehmende im Kosmos Rechenzentrum über Care-Arbeit bzw. deren notwendige Veränderung. Veranstaltet von den Gleichstellungsbüros der Universität und der Fachhochschule Potsdam ging es darum, gemeinsam den Ist-Zustand der Care-Arbeit (zu dt.: Sorgearbeit) zu analysieren, die Care-Revolution anzuregen und zu besprechen, welche Rolle Hochschulen dabei spielen können.

In der Fishbowl-Diskussion saßen in der Runde Helga Zeike von Pflege in Not Brandenburg e.V., Sabine Carl vom Netzwerk Care Revolution, sowie Jennifer Becker, studentische Vizepräsidentin an der FH Potsdam und eine Vertreterin der Referats Geschlechterpolitik des AstA der Uni Potsdam als Gäste mit Expertise zusammen und diskutierten. Moderiert wurde der Nachmittag von Susanne Eckler von der Stuhlkreisrevolte.

Bei einer Fishbowl-Diskussion (zu dt.: Fischglas-Diskussion) bleibt mindestens ein Stuhl für beitragende Personen aus dem Publikum frei. Dieser kann jederzeit während der Diskussion besetzt und der Diskussionsverlauf so durch neue Perspektiven, Fragen, Zitate usw. bereichert werden. Außerdem sind die Stuhlreihen kreisförmig angeordnet, so wird die Trennung zwischen „Expert*innen“ und „Publikum“ räumlich aufgehoben. Bei dieser Veranstaltung gab es also kein klassisches Podium.

Inhaltlich ging es z.B. um die konkreten Vorstellungen und Ansprüche von Care-Arbeiter*innen an ihren Beruf – mehr Zeit (für Klient*innen) und Freizeit, gutes Teamwork, höhere Löhne und mehr gesellschaftliche Wertschätzung waren einige der Wünsche. Außerdem wurde klar, dass für die Veränderung der (Care-)Arbeitswelt viele Ansätze wichtig sind: das arbeitende Individuum sollte selbstbewusst, resilient und auch vernetzt sein, allerdings wäre dieser Ansatz allein wiederum sehr offen für individualisierte Schuldzuweisungen. Denn weiterhin müssen sich die Rahmenbedingungen der Care-Arbeit ändern, sodass es wirkliche Verbesserungen geben kann. Struktureller Rahmen sind die kapitalistischen Verwertungsmechanismen, diese müssen unbedingt mitgedacht und analysiert werden. Zudem wurde besprochen, was die Hochschulen zu dieser Veränderung beitragen könnten, z.B. Orte für Aktivierung und Vernetzung sein, über Arbeitsverhältnisse und Arbeitnehmer*innenrechte informieren, realitätsnahe Ausbildung zu beruflichen Perspektiven anbieten, sowie Arbeitskämpfe ermöglichen.

Bis in den Abend hinein wurde diskutiert und sich anschließend bei leckerem Essen besser kennen gelernt und vernetzt.

Eine ausführliche Zusammenfassung der Diskussion wird demnächst im Care-Dossier des FPR erscheinen. Das lokale Netzwerk Care Revolution wird sich am 10. April 2018 erneut in Potsdam treffen, für mehr Informationen können Sie sich gerne an Verena Letsch wenden: kontakt@frauenpolitischer-rat.de .

Fotos: Simone Ahrend, sah-photo.de

Text: Laura Schleusener

In der Blogreihe „Wir kümmern uns!“ schreiben Brandenburger*innen zu den Themen, die sie bewegen und/oder formulieren dabei auch Handlungsbedarfe und Wünsche an die Politik. Was sind aktuell wichtige Themen in Bezug auf Sorgearbeiten in Brandenburg? Wofür sollten wir uns gemeinsam einsetzen, worin uns gegenseitig unterstützen? Schreiben Sie/ schreibt uns Ihre und eure Sicht der Dinge!

Kontakt: kontakt@frauenpolitischer-rat.de // care-revolution-potsdam@riseup.net