Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an brandenburgischen Hochschulen: Den Staffelstab übergeben
Der Generationswechsel ist in vielen Mitgliedsorganisationen des Frauenpolitischen Rates in vollem Gange. Seit 1. August 2017 ist Franka Bierwagen die neue Sprecherin der Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an brandenburgischen Hochschulen (LaKoG). Sie hat den Staffelstab von Ehrengard Heinzig übernommen, die jetzt in Rente geht. Hier erzählen sie, welche Themen ihnen wichtig waren und sind.
Beide Frauen kennen und schätzen sich seit 15 Jahren. 2002 hat Franka Bierwagen, die Betriebswirtschaft studiert hat, an der BTU Cottbus, deren Zentrale Gleichstellungsbeauftragte Heinzig seit 1998 war, mit dem Projekt „JUWEL – Jung, weiblich, Lust auf Technik?“ angefangen. Und in der Folge eine zielstrebige Entwicklung als Gleichstellungsbeauftragte der Universität Potsdam vollzogen.
Engagement für gendersensible Sprache
Von 2008 bis 2015 war sie stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte und ab Mai 2016 übernahm sie die Leitung des Ressorts und danach auch die Sprecherinnenrolle in der LaKoG, die Heinzig mit einer Unterbrechung fast zehn Jahre innehatte. Beide Frauen verbindet u. a. ihr Engagement für gendersensible Sprache. Ehrengard Heinzig sieht es als Erfolg an, dass ein Leitfaden für gendersensible Sprache an der BTU Cottbus entwickelt wurde.
An der Uni Potsdam existiert so ein Instrument zwar auch, doch Franka Bierwagen will sich dafür starkmachen, den Leitfaden zu verbessern, denn er ist in ihren Augen viel zu allgemein gehalten. „Alle Geschlechter müssen mitgedacht und angesprochen werden“, sagt die 49-Jährige. Und auch in der LaKoG gäbe es in diesem Bereich noch einigen Diskussionsbedarf.
Umfassender Familienbegriff als Querschnitts- thema etabliert
Als eine Frucht ihres langjährigen Engagements sieht Ehrengard Heinzig auch die Unterzeichnung der aktuellen Qualitätsstandards für Chancengleichheit und Familienorientierung an brandenburgischen Hochschulen an. Der Familienbegriff wird darin umfassend – anders als z. B. in Berlin – definiert. „Dort ist Familie ein Nebensatz“, sagt Heinzig, “in Brandenburg zieht sie sich als Querschnittsthema durch das Papier.“
Wichtig ist für sie dabei auch, dass Familie nicht nur im Zusammenhang mit Kinderbetreuung und –erziehung gedacht wird, sondern dass auch das Thema „Pflege“ Eingang gefunden hat. Heinzig weiß, wie lang der Weg bis dahin war, denn sie hatte vor einem Jahrzehnt an ihrer Hochschule initiiert, dass das Thema überhaupt einen Stellenwert bekommt. An der BTU gibt es inzwischen eine eigene Familienreferentin, die mit einer unbefristeten Stelle in der Stabsstelle des Hochschulpräsidenten angesiedelt ist.
Unbefristete Stellen anstelle von Projektarbeit ist auch etwas, das beide Frauen gerne stärker im Bereich Gleichstellung verankert wissen wollen. Bierwagen hat selbst 14 Jahre lang auf befristeten Stellen gearbeitet. Und: „Wir müssen immer um das Geld für die Gleichstellung kämpfen“, sagt sie und klingt nicht zufrieden dabei.
Verbesserung der Stellung der Gleich- stellungsbeauftragten nötig
Neben der Verbesserung der Stellung der Gleichstellungsbeauftragten wird sie sich außerdem für eine Novellierung des Landesgesetzes zu Juniorprofessuren einsetzen, das in seiner jetzigen Form immer noch Frauen benachteiligt, die eine wissenschaftliche Karriere mit Mutterschaft verbinden wollen.
Im Netzwerk des Frauenpolitischen Rates schätzt/e Ehrengard Heinzig die vielen persönlichen Kontakte; Franka Bierwagen möchte hingegen noch mehr von den einzelnen Mitglieds- organisationen mitbekommen. Und: „Wir müssen uns viel sichtbarer machen und mehr für die Öffentlichkeitsarbeit tun“, so Bierwagen.
Text: Astrid Priebs-Tröger
Foto: Anne Heinlein
Die Landeskonferenz der Gleichstellungsbeauftragten an brandenburgischen Hochschulen (LaKoG) ist seit 2006 Mitglied im Frauenpolitischen Rat.
In der LaKoG werden hochschulübergreifende gleichstellungspolitische Stellungnahmen, Empfehlungen und Konzepte erarbeitet. Durch ihre Mitwirkung wurden gleichstellungsrelevante Regelungen in der Landesgesetzgebung (Landesgleichstellungsgesetz LGG und Brandenburgisches Hochschulgesetz) im Jahr 2014 entscheidend novelliert.
Die LaKoG unterstützt das Fachministerium (MWFK und die Landesrektorenkonferenz bei der Weiterentwicklung der Qualitätsstandards zur Chancengleichheit von Frauen und Männern an den brandenburgischen Hochschulen.
Gemeinsam mit dem Netzwerk „Familie und Hochschule im Land Brandenburg“ setzt sich die LaKoG für die Vereinbarkeit von Familienaufgaben mit Studium, Wissenschaft und Beruf ein.