Kontakt- und Koordinierungsstelle für Mädchenarbeit: Wertschätzung für Mädchen und junge Frauen
Bariyats Daumen zeigt nach oben, als sie gefragt wird, was ihr am besten an der deutsch-polnischen Mädchenbegegnung „We are family“ bei HochDrei in Potsdam gefällt. „Alles“ sagt die 16-jährige Syrerin, wie auch Sadzhida aus Inguschetien oder Martyna, Wiktoria und Dominika aus Polen.
Die fünf verstehen sich auch ohne gemeinsame Sprache und sie haben in dem einwöchigen Projekt jede Menge Spaß miteinander. Auch, wenn manches für die eine oder andere gewöhnungsbedürftig ist. Wie zum Beispiel, dass die jungen Syrerinnen, die als Geflüchtete in Potsdam leben, mit ihrer normalen Bekleidung im Strandbad Babelsberg baden gehen.
„Es geht in dem Projekt“, so Projekt-Koordinatorin Anku Religa, „um die Begegnung verschiedener Kulturen und um Erfahrungen und die Vorstellungen, wie wir als Mädchen und Frauen in der Familie leben.“ Die eigenen Rollen können u. a. mit theatralischen Mitteln reflektiert oder beim Besuch eines Berliner Frauenzentrums überdacht werden.
Tina Kuhne, die seit knapp zehn Jahren die Kontakt- und Koordinierungsstelle für Mädchenarbeit (KuKMA) in Brandenburg leitet, ist froh, dass es solche interkulturellen Mädchenbegegnungsprojekte bei HochDrei gibt. Ende 2016 wechselte die Trägerschaft von der PSBZ gGmbH, zu der die KuKMA lange gehörte, hin zum Verein HochDrei. Es bestehen bereits seit Langem enge Kooperationen zum UN-Weltmädchentag.
KuKMA und HochDrei: Geschlechterreflektierte Arbeit und enge Kooperation zum UN-Welt- mädchentag
Tina Kuhne selbst ist ein „Urgestein“ der Mädchenarbeit. Ab 1980 war sie als Aktivistin der Frauen- und Lesbenbewegung in München am Aufbau von Mädchengruppen und -netzwerken beteiligt. Auch am Entstehen des ganzheitlichen Mädchenhauses in der bayrischen Landeshauptstadt war sie als Gründerin beteiligt. Dieses gehört heute mit den vielen unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen zu den größten in Deutschland.
Damals wie heute gilt: Mädchen- und Frauenprojekte leisten gesellschaftlich unverzichtbare Arbeit für Gleichstellung und das Fernziel Geschlechtergerechtigkeit. Dies gilt auch für die gleichstellungspolitisch-orientierten Angebote für Mädchen und junge Frauen im Bereich von koedukativen Einrichtungen im Land. Wenn alle zusammenwirken, entsteht ein großes Potenzial für die Umsetzung von gleichstellungspolitischen Zielen. Dafür stehen vor allem auch die Aktiven im Mädchenpolitischen Netzwerk, die von der KuKMA regelmäßig unterstützt werden.
Der Mädchen- und Frauenarbeitsbereich wird oft über zeitlich begrenzte Projektmittel finanziert
Tina Kuhne geht Anfang November in Rente und wird die ständige Projektmittel-Beschaffung über Anträge, die viel Zeit binden, nicht vermissen. Ganz besonders nicht den ständigen Druck der Beschaffung von Eigenmitteln, die im Rahmen einer Projektfinanzierung verlangt werden. „Dies in einem Bereich, nämlich Gleichstellung, der politisch gewollt ist, für den jedoch im Normalfall keine Spenden kommen. Auch können die, mit denen die KuKMA zu tun hat, keine finanziellen Mittel einbringen, da sie selber kaum welche haben“, so Tina Kuhne.
Was sie vermissen wird, sind die Aktivistinnen für die Belange von Mädchen und jungen Frauen im Land Brandenburg! Also diejenigen, die sich als Fachfrauen, Multiplikator*innen, Politiker*innen und in den Verwaltungsebenen für die Belange von Mädchen und jungen Frauen einsetzen. Auf kommunaler und auf Landesebene – kurz, alle die dazu beitragen, dass Mädchen und junge Frauen im Land Brandenburg gestärkt werden.
Mehr Infrastruktur und Absicherung für die Frauen- und Mädchenarbeit ist nötig
Die KuKMA ist assoziiertes Mitglied im Frauenpolitischen Rat und beide haben von dieser Zusammenarbeit immer profitiert. Tina Kuhne wünscht sich zum Abschied von allen Menschen, die darauf Einfluss haben, noch mehr Wertschätzung für die wichtige Arbeit mit Mädchen und jungen Frauen in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern. Sie wünscht sich auch, dass Mädchen und junge Frauen mit ihren Lebenslagen und Belangen stets sichtbar bleiben. Doch dafür werden sowohl der Frauenpolitische Rat als auch die KuKMA sorgen und das ist ein beruhigender Blick in die Zukunft.
Text: Astrid Priebs-Tröger (Absatz 1-5), Tina Kuhne
Fotos: Anne Heinlein
Die Kontakt- und Koordinierungsstelle für Mädchenarbeit im Land Brandenburg (KuKMA) ist eine Fach- und Dienstleistungseinrichtung. Die Angebote richten sich vorrangig an Fachkräfte, die bereits gleichstellungs- und geschlechterreflektiert mit Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen arbeiten oder dies in Zukunft vorhaben.
Ebenso wendet sich die KuKMA an Gleichstellungsbeauftragte, an Mitarbeiterinnen von Frauenorganisationen, der Arbeitsverwaltung, an Einrichtungen freier und öffentlicher Träger, an Vereine und Verbände, die mit jungen Menschen arbeiten sowie an die Politik.
Die KuKMA wird durch das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (MASGF) des Landes Brandenburg gefördert.
Hier ist ein weiterer Blogbeitrag über die KuKMA zu finden.