Kommunale Gleichstellungsbeauftragte: Gemeinsam sichtbarer und lauter werden!

Kommunale Gleichstellungsbeauftragte gibt es erst seit der Wiedervereinigung im Land Brandenburg. Über 40 Haupt- und Ehrenamtliche sind lose in einer Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) organisiert. Die 31-jährige Theresa Pauli aus Potsdam-Mittelmark wurde Ende Juni zu einer ihrer neuen Sprecherinnen gewählt und berichtet hier, vor welchen Herausforderungen sie steht und welche Visionen sie für ihre Arbeit hat.

Ein Schlüsselerlebnis, warum sie sich gerade mit dem Thema „Gleichstellung“ so intensiv beschäftigt, hat Theresa Pauli nicht. Die zweifache junge Mutter ärgert sich jedoch immer wieder, wie schon Kleinkinder in Geschlechterrollen gepresst werden und Sexismus in der Werbung nach wie vor gang und gäbe ist. Und „sie sei ein Mensch, der Ungerechtigkeiten nicht leiden kann“, so Pauli.

Theresa Pauli studierte Sozialwissenschaften in Erfurt, Vilnius und Berlin. Sie bewarb sich direkt nach ihrem Studium auf die Stelle der Gleichstellungsbeauftragten von Potsdam-Mittelmark. In der Nachfolge von Ines-Angelika Lübbe, die u. a. lange im Beirat zur Brandenburgischen Frauenwoche aktiv im Frauenpolitischen Rat mitarbeitete.

Theresa Pauli trat, wie sie selbst sagt, „ostsozialisiert“ in deren Fußstapfen und musste gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit feststellen, wie komplex die Gleichstellungsthematik ist und dass ein Großteil ihrer Kolleginnen sowieso mit mehreren Aufgaben (u.a. mit Migration, Integration, Menschen mit Behinderung) betraut ist.

Intersektionaler Ansatz in der Gleich- stellungsarbeit

Für sie lag es damit nahe, mit einem intersektionalen Ansatz  an ihre Aufgaben heranzugehen und dies will sie als neue Sprecherin der LAG auch stärker als bisher in dieser diskutieren und verankern. Das sei nicht immer leicht, denn einige der Kolleginnen halten an der bisherigen Rangfolge der Thematik fest. Für sie steht die Beseitigung der Ungleichheit von Frauen an erster Stelle in ihrer Arbeit.

Theresa Pauli hat indes die Erfahrung gemacht, dass es zeitgemäßer ist, gleichzeitig mehrere Benachteiligungen in den Blick zu nehmen und diese als Ganzes zu bearbeiten; dieser Ansatz sei auch in der Öffentlichkeit, die immer komplexer wird, besser zu vermitteln. Mit ihr als Sprecherin soll sich die LAG auch stärker als bisher politisch einbringen.

Pauli strebt eine noch engere Zusammenarbeit mit der Legislative an und will in Zusammen- arbeit mit der Landesgleichstellungsbeauftragten beispielsweise das Thema ‚Parität‘ noch intensiver in die Diskussion einbringen. Auch Queerthemen gehören nach ihrer Ansicht auf die Tagesordnung der LAG.

Auch Queerthemen gehören auf die Tages- ordnung

Theresa Pauli ist keine Frau der lauten Töne. Viel lieber sucht sie sich Partner*innen, die gemeinsam mit ihr Projekte auf den Weg bringen, wie dieses mit dem dgb, in dem Frauen mit DDR-Arbeitsbiografie im Mittelpunkt stehen und von ihren Erfahrungen mit Vollzeit- erwerbstätigkeit und Frauenbildung in Frauenstudiengängen berichten. Eine neue Wander- ausstellung dazu wird bis zum 8. März 2018 erarbeitet und kann dann landesweit gezeigt werden.

Pauli erzählt, dass sie schon oft bemerkt hat, dass es ein großes Interesse daran gibt, sich gerade über das persönliche Leben in der ehemaligen DDR auch öffentlich auszutauschen und diese Biografien auch wertzuschätzen. Sie selbst schätzt es, dass es im Land Brandenburg seit 25 Jahren eine gut organisierte Frauenlobby gibt, die jedoch noch viel stärker zusammenarbeiten und landesweit ausstrahlen könnte.

Mehr Kampagnen und Aktionen auf Landesebene starten

Es muss mehr Aktionen und Kampagnen auf Landesebene geben“, so Pauli und verweist auf eine, die für den diesjährigen „Internationalen Gedenk- und Aktionstag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen“ am 25. November geplant ist:  In Zusammenarbeit mit der Bäckerinnung soll landesweit die Thematik der Medizinischen Soforthilfe und der vertraulichen Spurensicherung nach einer Vergewaltigung bekannt gemacht werden. Pauli ist sich sicher, dass viel mehr Menschen davon erfahren, wenn die Telefonnummern dafür auf der morgendlichen Brötchentüte stehen.

Der Frauenpolitische Rat als Dachverband soll auch in Zukunft eine tragende Rolle spielen und  mehr solcher Aktionen und Kampagnen auf Landesebene initiieren, „denn wir alle müssen (wieder) sichtbarer, politischer und lauter werden.“ Und „es sei wichtig, auch immer wieder über den eigenen Tellerrand zu schauen und sich von der (inter-)nationalen Frauenbewegung inspirieren zu lassen.“

Text: Astrid Priebs-Tröger
Foto: Anne Heinlein

Die LAG  der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten ist seit 2001 Mitglied im Frauenpolitischen Rat.

Unter der neuen Domain www.gleichstellungsbeauftragte-brandenburg.de präsentiert sich die Landesarbeitsgemeinschaft der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten im Land Brandenburg. Dort findet frau und man(n) das vielfältige Portfolio der kommunalen Gleichstellungsarbeit – von Ampelfrauen bis hin zu Workshops – die Ansprechpartnerinnen vor Ort und die aktuellen Stellungnahmen.