„You are the style for small pictures“
Beate Dyck und Dietlind Paul gehören zu einer der ersten Generationen von Frauen in Europa, die studiert haben. Beate Dyck (geb. 1943) tat dies an der Berliner Meisterschule für Kunsthandwerk und Dietlind Paul (geb. 1937) absolvierte ihr Kunststudium an der Hochschule der Künste in Berlin.
Beide sind ihrer Profession ein Leben lang treu geblieben, wenn auch in unterschiedlicher Intensität. Während die Ältere (!) von beiden ihr ganzes Leben lang freiberuflich arbeitete, unter anderem als Bühnenbildnerin, hat die Jüngere dann doch einen Brotberuf ausgeübt und sich erst nach dem Arbeitsleben wieder intensiv der Kunst zugewendet.
Im Rahmen der Brandenburgischen Frauenwoche kann man die Papier- und Buchobjekte von Beate Dyck und die Pastelle und Zeichnungen von Dietlind Paul im Landarbeiterhaus Kleinmachnow bestaunen. Und ein solches Staunen erlebt man wirklich, wenn man die Buchobjekte von Beate Dyck in Augenschein nimmt.
Aus alten Gesetzesbüchern – mit festem gelbstichigem Papier – entstehen filigrane Meisterwerke aus Papier. Die Künstlerin zerreißt, zerschneidet, falzt, verklebt, vernäht oder verflechtet die mit Texten eng bedruckten Seiten und kreiert daraus Kunstwerke ganz eigener Schönheit.
Dietlind Paul hingegen malt „mit zartem verfliegenden Strich“ Pastelle, die in wunderbarem Gegensatz als auch in Parallelität zu den Buchobjekten stehen. Beiden wohnt eine Gleichzeitigkeit der Ereignisse inne: beim Betrachten sieht man die Realität (Buchseiten) und zugleich entstehen ganz eigene Bilder davon (z. B. Gelehrtenköpfe).
Kunstwissenschaftlerin Bärbel Dalichow, die die Ausstellung eröffnete, erzählte auch, dass Dietlind Paul einst von einem Kandinsky-Schüler, der ihre frühen Werke begutachtete, gesagt bekam, „you are the style for small pictures“. Wie gut, dass sie sich wenigstens bei ihren Bühnenbildern nicht daran gehalten hat!
Fotos: Simone Ahrend, sah.photo
Weitere Informationen unter https://www.bruecke-kleinmachnow.de/
Simone Ahrend/Astrid Priebs-Tröger