Frauenfachtag für Migrantinnen in Brandenburg – Empowernment, Vernetzung, Sichtbarkeit

Posted by on Nov. 21, 2023 in Allgemein

Am 18.11.2023 fand der Frauenfachtag für Migrantinnen in Brandenburg im Potsdam Museum statt. Im Zentrum des Fachtags stand die Stärkung der Rechte und Teilhabe von Frauen mit Migrationsgeschichte. Veranstaltet wurde das Event vom Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland – DaMOst e.V. in Kooperation mit dem Forum der Migrant*innenorganisationen in Brandenburg – FoMiB und dem Frauenpolitischen Rad Land Brandenburg e.V.

Im Brandenburger Landtag und auch in politischen Ämtern auf kommunaler Ebene ist eins offensichtlich: Politik ist nach wie vor überwiegend männlich, weiß und nicht-migrantisch. Dadurch fehlen wichtige Perspektiven für die Entscheidungen im Land. Es wird Zeit, dass sich dies ändert.

Tatjana Geschwendt, Sprecherin im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg

In einer Zeit, wo massive Aufrüstungen stattfinden, wo Konflikte gewaltsam gelöst werden, ist es wichtig, dass wir eine Gesellschaft aufbauen, die geschlechtergerecht ist und die Lebensrealität aller Frauen wahrnimmt. Migrantisierte Frauen und Frauen mit Rassismuserfahrungen werden am allerwenigsten repräsentiert! Ihre Sichtweisen müssen bei wichtigen Entscheidungen berücksichtigt werden. Solange es homogene Gruppen gibt, schaffen wir Mauern, die kaum noch zu überwinden sind. Doch wenn wir Frieden wollen, können wir uns diese Trennung nicht mehr leisten.
Tatjana Geschwendt, Sprecherin im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e.V.

Wir vom Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e.V. wünschen uns ein weltoffenes und feministisches Brandenburg. Daher war es uns ein besonderes Anliegen, als Kooperationspartner beim Frauenfachtag für Migrantinnen in Brandenburg dabei zu sein. Denn wir sind überzeugt: Die Interessen von Frauen mit Migrationsbiografie und Rassismuserfahrungen finden zu wenig Gehör – in der Politik und in der Gesellschaft. Ihre Perspektiven fehlen. Auch bei uns im Frauenpolitischen Rat. Das wollen wir ändern.

Die Frauenfachtag stellte einen wichtigen Auftakt für eine bessere Vernetzung der Migrant*innenorganisationen vor Ort dar. In Brandenburg gibt es über 50 Organisationen, in denen sich Menschen mit Migrationsgeschichte zusammengeschlossen haben, um sich gemeinsam für Gleichberechtigung und Teilhabe einzusetzen. Die Organisationen bilden eine wichtige Schnittstelle. Einerseits unterstützen sie Menschen mit Migrationsgeschichte bei den zu bewältigen Herausforderungen und leisten einen wichtigen Beitrag zu Toleranz und gesellschaftlicher Akzeptanz. Andererseits fungieren sie als Sprachrohr der Bedarfe und Interessen von Menschen mit Migrationsgeschichte in die Öffentlichkeit und Politik. Da sich die Strukturen migrantischer Organisationen in Brandenburg erst nach der Wende gebildet haben, ist eine Vernetzung und Stärkung der Organisationen von zentraler Bedeutung.

Auch Frauen- und Integrationsministerin Ursula Nonnemacher und Alfred Roos, Leiter der Koordinierungsstelle Tolerantes Brandenburg / Bündnis für Brandenburg, betonten in ihren Grußworten die Herausforderungen und Chancen, denen Migrantinnen gegenüber stehen.

Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz

„Wir wissen, dass viele zugewanderte Mütter gerne arbeiten wollen und auch gut qualifiziert sind. Doch der Berufseinstieg fällt ihnen oft nicht leicht. Es ist für sie oft schwerer, die deutsche Sprache zu lernen, denn bei den Sprachkursen ist keine Kinderbetreuung gewährleistet. Deshalb ist auch die Erwerbstätigkeit nicht so leicht zu realisieren. Und Frauen sind auf der Flucht häufig Gewalterfahrungen ausgesetzt und müssen schlimme Dinge erleiden. Das kann ihre Integration erschweren. […].“
Ursula Nonnemacher, Ministerin für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz

Alfred Roos, Leiter der Koordinierungsstelle Tolerantes Brandenburg / Bündnis für Brandenburg

„Im internationalen Vergleichen wird Deutschland sehr oft eine erfolgreiche Integrationspolitik bescheinigt. Mir ist wichtig zu betonen, dass dies besonders der Erfolg der zugewanderten Menschen ist. Und hier insbesondere der zugewanderten Frauen, deren Leistungen hervorzuheben sind. Integration ist dabei alles andere als konfliktfrei. Gerade deshalb brauchen wir starke Stimmen von zugewanderten Frauen in unserer Gesellschaft, die ihre Rechte einfordern und anderen Frauen Mut machen, sich zu beteiligen.“
Alfred Roos, Leiter der Koordinierungsstelle Tolerantes Brandenburg / Bündnis für Brandenburg

Der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg setzt sich für die gleiche Macht und Teilhabe von Frauen in allen gesellschaftlichen Bereichen ein. Aber natürlich nicht nur von weißen cis-Frauen. Wir wollen dazu beitragen, die Diskriminierung von Frauen und die Gewalt gegen alle Frauen zu beenden. Wir wollen mehr Perspektiven, mehr Diversität, mehr Vielfalt in Brandenburg ermöglichen. Wir wollen, dass alle Frauen in Brandenburg das Gefühl haben, gehört und gesehen zu werden.

Wir wissen, dass jede Frau ihre eigene Geschichte und eigene Herausforderungen zu bewältigen hat. Aber wir wissen auch, dass verschiedene Formen der Diskriminierung strukturell miteinander verflochten sind, sich gegenseitig verstärken und daher eine umfassende Betrachtung erfordern. In Anlehnung an die Worte von Audre Lorde „Ich bin nicht frei, solange irgendeine Frau unfrei ist, selbst wenn ihre Ketten sehr unterschiedlich von meinen eigenen sind“ verstehen wir, dass wahre Freiheit nur dann erreicht werden kann, wenn sie für alle Frauen gilt.

Das bedeutet für unser Engagement, dass wir aktiv zuhören, von den Erfahrungen von Frauen in ihrer Vielfalt lernen und uns gemeinsam für die Geschlechtergerechtigkeit, Antirassismus und gleiche Chancen für alle in Brandenburg einsetzen.

 

Fotos: Simone Ahrend, sah-photo 

 

Weitere Informationen

Projekt „Empowerment und Partizipation von Migrant*innenorganisationen in Brandenburg“ („EmPa BB“)

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