Frauenarbeit in der Evangelischen Kirche (EKBO): Frauen-Mut-Mach-Tour
Die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO) ist eine Vorreiterin in Sachen Geschlechtergerechtigkeit und Vielfalt von Lebensformen. Sie hat nicht nur eine eigene Abteilung für Frauenarbeit, sondern auch das Thema gleichgeschlechtliche Partnerschaften steht schon lange auf der Tagesordnung.
„Es ist viel passiert und es fand eine sehr offene Diskussion statt“, sagt die Studienleiterin für Frauenarbeit, Magdalena Möbius im Hinblick auf die Trauung (zuvor seit 2002 Segnung) gleichgeschlechtlicher Paare, für die sich die EKBO lange vor der Bundesregierung, die vor wenigen Wochen einen Gesetz dazu verabschiedete, eingesetzt hat.
Geschlechtergerechtigkeit ist noch nicht durchgehend hergestellt
„Trotzdem ist es so wie in allen gesellschaftlichen Ebenen“, so Möbius weiter, „dass auch in der Kirche Geschlechtergerechtigkeit noch nicht durchgehend hergestellt ist.“ In den Fragen der Besetzung von kirchlichen Leitungsämtern, der Vereinbarkeit von kirchlichen Berufen und Familie und der Altersabsicherung von Arbeitnehmer*innen nach Teilzeitarbeit ist noch immer viel zu tun. Das hat die studierte Theologin selbst erfahren, die wegen ihrer drei Kinder viele Jahre entschieden hat, Teilzeit zu arbeiten.
Jetzt ist sie seit 1. April 2017 in das Amt der landeskirchlichen Pfarrerin eingeführt. In dieser Funktion wirkt sie vor allem nach innen. In den etwa 600 Frauengruppen in den Kirchenkreisen, die nicht mit der kommunalen Struktur identisch sind, gibt es viele engagierte Frauen vor Ort, die von Magdalena Möbius und ihrem Team unterstützt werden.
Eine von ihnen ist Marlies Siegert, die als Vertreterin des sogenannten Sprengels Görlitz – der vom Fläming bis in den sächsischen Teil der Kirche reicht – im Vorstand „Frauen in der EKBO“ mitwirkt. Die 60-Jährige sprüht nur so von Ideen, wenn es darum geht, Frauen miteinander zu vernetzen und zu bestärken, selbst Initiative zu ergreifen. Mit drei anderen Frauen hat sie eine „Frauen-Mut-Mach-Tour“ ins Leben gerufen.
Von starken weiblichen Vorbildern lernen
Siegert fährt gemeinsam mit anderen Engagierten genau dorthin, wo Frauen im ländlichen Raum Südbrandenburgs beginnen, sich selbst zu organisieren. Man muss wissen, dass das aufgrund des demografischen Wandels vor allem solche im höheren Lebensalter (65+) sind.
Marlies Siegert ermutigt sie, selbst Räume zu suchen und Aktivitäten zu planen und nicht erst auf den Pfarrer oder die Pfarrerin zu warten. Denn sie hat selbst von starken weiblichen Vorbildern, wie der Pfarrerin Sigrid Jahr oder der Superintendentin Ulrike Voigt, profitiert und auch von den Fernkursen zur „Feministischen Theologie“ (heute: „Theologie geschlechterbewusst“), wie sie von der Frauenarbeit in der EKBO angeboten werden.
Angeboten werden auch theologische Thementage, wie der Mirjamsonntag oder der Weltgebetstag, der seit 1995 auch in die Brandenburgische Frauenwoche Eingang gefunden hat, wo sich die Frauen (und auch Männer) in der evangelischen Kirche mit Geschlechterfragen befassen. Der Weltgebetstag, der inzwischen auf eine über 100-jährige Tradition zurückblickt, wird ausschließlich von Frauen initiiert, organisiert und durchgeführt und hat immer mit Gerechtigkeitsfragen zu tun.
Theologie geschlechterbewusst und theologische Thementage
Der Mirjamsonntag geht zurück auf die weltweite ökumenische Dekade (1988-1998) „Kirchen in Solidarität mit den Frauen“. Ziel war es, Frauen zu befähigen, unterdrückende Strukturen in der Gesellschaft und in ihrer Kirchen in Frage zu stellen und weltweit und national für Gerechtigkeit einzutreten. Der Beitrag von Frauen in Kirche und Gemeinde sollte anerkannt werden. Sie sollten stärkeren Zugang zu Führungspositionen und Entscheidungsprozessen bekommen, ihr Einfluss bei der Gestaltung von Theologie und Spiritualität gestärkt werden.
Magdalena Möbius hat, neben anderen, durch ihre Mutter, die schon in den 1980er Jahren feministische Theologin war, aber noch zu der Generation gehörte, die als Ehefrau mit Kindern ihr Pfarramt zunächst nicht ausüben konnte, den Feminismus und später auch die Genderdebatte für sich entdeckt. Sie engagiert sich für beides, weil Frauen nach wie vor strukturell benachteiligt und unterdrückt werden.
Möbius, die selbst zwei Wahlperioden im Sprecherinnenrat des Frauenpoltischen Rates mitwirkte, wünscht sich zukünftig eine noch stärkere Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedsorganisationen und dem frauenpolitischen Dachverband. Auch, damit die Vernetzung zwischen den kirchlichen Kreisbeauftragten und den kommunalen Gleichstellungsbeauftragten weiter vorankommt.
Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Anne Heinlein
Frauenarbeit in der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-Schlesische Oberlausitz ist seit 1995 Mitglied im Frauenpolitischen Rat.