Die glückliche Geburt: für eine neue Geburtskultur
Eine als positiv, selbstbestimmt und gut empfundene Geburt stärkt die Bindung zwischen Mutter und Kind, ihre Gesundheit und auch die Familienentwicklung nachweislich. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Verbesserung der Geburtshilfe mit dem Ziel der Förderung einer positiven, bestärkenden Geburtskultur, einen positiven Effekt auf die gesamte Gesellschaft haben wird, in der wir leben. Die Selbstbestimmung der Frau und der Eltern, das Recht auf die freie Wahl des Geburtsortes und eine durchgängige 1:1-Betreuung während der Geburt durch eine Hebamme, wenn gewünscht, sind essenzieller Bestandteil dieser neuen Geburtskultur.
Von Frau zu Frau und Herz zu Herz
Ich bin eine Frau, ich war schwanger, ich bin jetzt Mama. Ich habe das Menschenrecht, diese Geburt so zu erleben, wie ich es mir wünsche, meint Ina May Gaskin im Dokumentarfilm „Die sichere Geburt – Wozu Hebammen?“ von Carola Hauck.*1
Ich bin ein Mensch. Ein soziales Wesen. Deshalb verlange ich, was ich anderen Menschen entgegen bringe: Respekt, die Wahrung meiner Grenzen, gesehen und wahrgenommen werden als Individuum mit eigener Geschichte. Das sollte auch jeder Frau insbesondere unter der Geburt zustehen! *2
Geburtshilfe. Helfen bei der Geburt.
Wenn wegen Personalmangel in der Klinik keiner hilft und Gebärende allein gelassen werden, obwohl sie sich Betreuung wünschen oder sogar dringend benötigen, ist das dann unterlassene Hilfeleistung? Wird das jetzt der Normalzustand? Wenn die Politik die Zentralisierung wünscht, übernimmt sie auch die Verantwortung für aufgezwungene Alleingeburten im Auto, zu Hause, auf dem Klinikparkplatz?
Im Radiointerview riet eine Chefärztin und 5-fache Mutter, die all ihre Kinder in ihrer jeweiligen Klinik bekommen konnte, dass Gebärende und Familien flexibler sein sollten in der Wahl der Hebammen und des Geburtsortes. *3
Die Eltern sind längst gezwungen flexibel zu sein!
Viel mehr noch: Man bekommt mancherorts schlichtweg keine Hebamme für Vor- und Nachsorge mehr. Man kann keine Beleghebamme mit zur Geburt nehmen, weil sie vollends ausgebucht ist oder in der eigenen Region nicht mehr existiert. Es gibt oft keine Hausgeburtshebamme, kein Geburtshaus. Im ländlichen Raum bleiben dann oftmals ein bis zwei Kliniken zur „Auswahl“. Wenn man also unter Wehen die Klinik anfährt und wegen Überfüllung abgewiesen wird: Immer schön flexibel bleiben!
Selbst in Großstädten wie Berlin, wo man dann mehrere Kliniken anfahren könnte, kann es doch nicht ernsthaft erstrebenswert sein so eine Geburtshilfe zu etablieren! Unter der Geburt gibt es dann Geburtsort-Roulette und man lässt sich überraschen, bei welchen wildfremden Leuten mit unbekannten Räumlichkeiten, Arbeitsweisen und Arbeitsethos man landet?!
Geburt braucht Entspannung, Vertrauen, Ruhe, Zeit!
Geburt wird gelähmt durch Stress, Unsicherheit, Ungewissheit, Angst!
Das tut der Mutter nicht gut. Das tut dem Kind nicht gut!
Ich wünsche mir, dass mehr Eltern sich ihrer Macht bewusst werden und ihre Stimme erheben!
Jede abgewiesene Gebärende hat das Recht gehört zu werden!
Jede Mama, die Ignoranz, Fremdbestimmung, unnötige Interventionen, Respektlosigkeit oder Gewalt unter der Geburt erlebt hat, hat das Recht gehört zu werden! *4
Ihre Familien haben das Recht gehört zu werden!
Es ist Zeit die Kraft und Stimme aller Betroffenen zu bündeln. Gemeinsam zu wachsen, laut zu werden, unüberhörbar laut zu werden! Zu handeln! *5
Die Familienplanung ist nicht abgeschlossen, wenn unsere Kinder doch auch Kinder bekommen wollen. Welche Geburtshilfe wollen wir unseren Kindern überlassen?
Ich bin Frau, Mama, Mensch.
Ich bin Aktivistin. Für eine sichere und gerechte Geburt. Für die Frauen, die Schwangeren, die Mütter, die Babys, die Familien.
Ich erhebe meine Stimme und werde gehört. Sprichst du mit mir zusammen?
Text und Bild: Franziska Schonert *6
Landeskoordinatorin Brandenburg Mother Hood e. V. und FlowBirthing-Mentorin *7
In der Blogreihe „Wir kümmern uns!“ schreiben Brandenburger*innen zu den Themen, die sie bewegen und/oder formulieren dabei auch Handlungsbedarfe und Wünsche an die Politik. Was sind aktuell wichtige Themen in Bezug auf Sorgearbeiten in Brandenburg? Wofür sollten wir uns gemeinsam einsetzen, worin uns gegenseitig unterstützen? Schreiben Sie/ schreibt uns Ihre und eure Sicht der Dinge!
Kontakt: kontakt@frauenpolitischer-rat.de // care-revolution-potsdam@riseup.net
Am 12.05. um 14:00 Uhr im Kino Astoria Wittstock die Brandenburg-Premiere des Films!
*2 Petition zur Geburtshilfereform https://www.gerechte-geburt.de/petition-2018/ Listen ausdrucken, Unterschriften sammeln und an den Bundestag senden!
*3 Debatte: Geburtshilfe in Not? bei „Zeitpunkte“ im Kulturradio vom RBB am 21.04. https://mediathek.rbb-online.de/radio/Zeitpunkte/Debatte-Geburtshilfe-in-Not/kulturradio/Audio?bcastId=20277254&documentId=51832820
*4 Weitere Information zur Gewalt in der Geburtshilfe auf www.gerechte-geburt.de
*5 Bundesweit aktiv und bereits politisch etabliert ist die Bundeselterninitiative Mother Hood e. V., der ich mich angeschlossen habe, nachdem ich unter Wehen von der Klinik abgewiesen wurde: www.mother-hood.de