Berufswahl: Weichenstellung für Chancengleichheit
Es gibt 330 Ausbildungsberufe in Brandenburg. Doch 51 Prozent der jungen Frauen konzentrieren sich bei ihrer Berufswahl auf zehn von ihnen und werden vorzugsweise Verkäuferin, Friseurin, Kauffrau im Einzelhandel oder für Bürokommunikation sowie medizinische Fachangestellte.
Dies zu ändern und auch die hohe Teilzeitbeschäftigungsquote von Frauen zu senken, haben sich gleichstellungspolitische Akteure auf die Fahnen geschrieben und in Brandenburg Aktionen wie den Zukunftstag oder bundesweit „Komm mach MINT“ ins Leben gerufen.
Beim Regionalgespräch am 29. September, zu dem Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt, Landesgleichstellungsbeauftragte Monika von der Lippe und die Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Dahme-Spreewald, Elke Voigt nach Königs Wusterhausen eingeladen hatten, ging es ebenfalls darum, die Berufswahl als Weichenstellung für Chancengleichheit zu be- greifen.
In drei Arbeitsgruppen diskutierten die mehr als fünfzig Teilnehmer*innen im Rathaus beispielsweise über neue Impulse für den Brandenburger Zukunftstag beziehungsweise darüber, die Zugänge zu MINT-Berufen für Frauen weiter zu verbessern.
Festgestellt wurde, dass das Brandenburger Modell „Zukunftstag“ nicht ausreichend auf die geschlechtergerechte Berufswahl eingeht. Es wurde über die Einführung von zwei, nach Geschlechtern getrennten Aktionstagen – ähnlich wie in Mecklenburg-Vorpommern – nachgedacht. Doch dazu braucht es hier wie dort eine Koordinierungsstelle mit den ent- sprechenden personellen und finanziellen Ressourcen.
Denn trotz Zukunftstag und MINT verharren die Absolvent*innenzahlen in den MINT- Fächergruppen an den Brandenburger Hochschulen seit 2008 bei den Frauen um die 30 Prozent und bei den Männern um die 70 Prozent.
Keine Erwähnung fanden hingegen die Forderungen von Frauenorganisationen nach der eigenständigen Existenzsicherung von – auch alleinerziehenden – Frauen oder der finanziellen Aufwertung von (typischen) Frauenberufen im Erziehungs-, Bildungs- oder Pflegebereich. Doch dies könnte durchaus Thema beim kommenden Regionalgespräch im November sein.
Text und Fotos: Astrid Priebs-Tröger
Weitere Informationen zum Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm und den Regionalgesprächen unter https://www.masgf.brandenburg.de/cms/detail.php/bb1.c.418063.de