Fachtagung zur Gleichstellungspolitik im Land Brandenburg

Posted by on Dez 6, 2017 in Allgemein

Am 1. Dezember trafen sich verschiedene frauenpolitische Akteur_innen in Potsdam zu einer Fachtagung, um sich über Gleichstellungspolitik in Brandenburg auszutauschen.

Die Fachtagung startete mit der Vorstellung des zweiten Gleichstellungsberichts der Bundesregierung durch Frau Prof. Dr. Eva Kocher. Die für den Bericht zuständige Sachverständigenkommission sollte an die Ergebnisse des ersten Gleichstellungsberichts anknüpfen und vor allem einen Fokus auf Gleichstellungsaspekte im Lebensverlauf legen. Auch die Aspekte von Erwerbs- und Sorgearbeit wurden näher beleuchtet. Ein wichtiges Konzept in diesem Kontext ist das der „Linked Lives“. Dieses Konzept macht deutlich, dass Menschen soziale Wesen sind, deren Lebensgestaltung immer auch von anderen Menschen abhängt. Hier geht es z.B. um Aushandlungsprozesse in Partnerschaften, wie die Arbeitsteilung im Haushalt, die sich vor allem bei heterosexuellen Paaren stark ändert, sobald Kinder im Haushalt leben.

Ein weiteres zentrales Thema der Fachtagung war die Parität, d.h. die Forderung nach einer gleichstarken Teilhabe von Frauen in der Politik. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten um Anreize zu schaffen, bspw. eine kostenlose Kinderbetreuung während der Sitzungszeiten der Parlamente. Zur Möglichkeit ein Paritätsgesetz im Land Brandenburg zu schaffen, erstellten zwei Studierende der Rechtswissenschaften an der Universität Potsdam ein Rechtsgutachten und stellten auf der Tagung auch erste Ergebnisse dazu vor. Bisher gibt es weder auf Bundes- noch auf Landesebene Paritätsregelungen in den Wahlgesetzen. Beide Referentinnen betonten aber, dass es vor allem politischer Initiative aus den Parteien und auch der Zivilgesellschaft bedarf, um hier Veränderungen zu bewirken.

Die Staatssekretärin Frau Hartwig-Tiedt stellte anschließend die Pläne für die Umsetzung des Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramms 2015 bis 2019 im Land Brandenburg vor. Im kommenden Jahr wird die Umsetzung der im Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm enthaltenen Zielstellung „Aktiv und gesund leben! – Geschlechtergerechtigkeit in Gesundheit, Sport und Pflege“ in den Fokus rücken. „Besonders in der Pflege landet die Mehrbelastung häufig bei Frauen. Pflegebedürftige Männer verbringen ihren Lebensabend häufiger zu Hause und werden meistens von den Frauen gepflegt, während pflegebedürftige Frauen überwiegend in Einrichtungen leben.“, kommentiert Frau Hartwig-Tiedt.

Nach dem Mittagessen beschäftigten sich alle Tagungsteilnehmer_innen mit drei Themen in einem „World Café“, dessen Ergebnisse am Ende der Tagung zusammengetragen worden. Eines der Themen war „Stark gegen Gewalt“ bei dem viele Handlungsempfehlungen formuliert worden, die zu einer Verbesserung der Angebote im Gewaltschutz im Land Brandenburg führen sollen. Andere Themenkreise waren Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit und die Aufwertung der Pflegeberufe.

Auf einem „Markt der Möglichkeiten“ konnten sich alle Teilnehmenden über den gesamten Zeitraum der Tagung an Ständen über verschiedene Projekte informieren, unter anderem auch über die Arbeit des Frauenpolitischen Rates.

Pressemitteilung des Frauenministeriums: „Bei Gleichstellung noch lange nicht am Ziel“

 

Text: Sarah Stöckigt, Referentin für Koordination, Organisation und Finanzen