Frauenpolitischer Rat: Anecken, bis es rundläuft!
Es war ein symbolträchtiges Bild, als fast zweihundert Frauen am 8. September die Plätze der Abgeordneten im Brandenburger Landtag einnahmen. Sie trafen sich dort auf Einladung von der Landtagspräsidentin Britta Stark und des Frauenpolitischen Rates (FPR), der 2017 sein 25-jähriges Bestehen feierte. Aus diesem Anlass entstanden auch die Porträts seiner mehr als zwanzig Mitgliedsorganisationen, die bisher auf diesem Blog veröffentlicht wurden.
Zum Abschluss dieser Reihe werden der Dachverband selbst und die Sprecherinnen des Sprecherinnenrates vorgestellt. Es ist im Frauenpolitischen Rat, der aus dem Frauenpolitischen Runden Tisch entstand, Tradition, dass Frauen aus ganz unterschiedlichen Lebens- und Politikbereichen zusammenarbeiten. Momentan gehören dem alle zwei Jahre neu gewählten Gremium Vertreterinnen aus Parteien, Gewerkschaften und aus den Netzwerken der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten und der brandenburgischen Frauenhäuser an.
Sie alle eint die Idee, sich für die Interessen von Frauen konfessions- und parteiübergreifend einzusetzen. Heidrun Szczepanski ist seit 1993 kommunale Gleichstellungsbeauftragte von Oranienburg und seit 2002 Mitglied des FPR-Sprecherinnenrates. Der studierten Philosophin und Sozialpädagogin ist, wie sie selbst sagt, „ihr Beruf als Gleichstellungsbeauftragte zur Berufung geworden“. Für sie ist der FPR der Ort, in dem geballtes Fachwissen, langjährige Erfahrungen und persönliches Engagement aufeinandertreffen und in dem Frauen auf Landesebene gemeinsam etwas bewirken können.
Heiderose Gerber ist studierte Filmwissenschaftlerin und Geschäftsführerin des Potsdamer Frauenzentrums und engagiert sich ebenso wie Heidrun Szczepanski seit der Wendezeit für Fraueninteressen. Sie hat sich die Themen „selbstbestimmt und gewaltfrei leben“ auf ihre Fahnen geschrieben und setzt sich haupt- und ehrenamtlich auf kommunaler und auf Landesebene für die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen ein. Wichtig sind ihr die Verbesserung der ökonomischen Situation von Frauen, wie z. B. der Rahmenbedingungen von Arbeit und der sozialen Sicherungssysteme für Frauen und ihre Kinder. Heiderose Gerber arbeitet mit Unterbrechungen seit 1998 im Sprecherinnenrat mit.
Ende 2016 neu eingestiegen sind Susanne Feldkötter, Dr. Katharina Krüth und Anja Schmollack. Susanne Feldkötter, die Geschäftsführerin für den ver.di Bezirk Potsdam- Nordwestbrandenburg ist, sagt, dass für sie „eine gute Sozial- und Arbeitsmarktpolitik gute Frauenpolitik ist.“ Die Gewerkschafterin will mehr Frauen dazu bewegen, sich politisch zu engagieren und für die eigenen Interessen stärker als bisher einzutreten. Verbündete für dieses Ziel findet sie im Frauenpolitischen Rat. Wie die Vertreterin der FrauenUnion Anja Schmollack, die zudem CDU-Landesvorsitzende der christlich-demokratischen Arbeitnehmerschaft ist.
Für die Wirtschaftsjuristin Schmollack gibt es „nicht d a s Frauenthema oder d i e frauenpolitische Richtung – für sie sind alle Themen frauenpolitische Themen“. Die 36-Jährige zählt damit zu den nachgeborenen Generationen, die in den Genuss zahlreicher Errungenschaften der Frauenbewegung kamen. Dennoch sieht auch sie weiterhin Handlungsbedarf und die starke Vernetzung von Frauen als wichtig und richtig an.
Die promovierte Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlerin Katharina Krüth engagierte sich während ihres Studiums erstmals für Grüne Politik und ist mittlerweile aktiv in der Landesarbeitsgemeinschaft Frauen- und Geschlechterpolitik der Brandenburger Grünen. Im FPR möchte sie sich für die Stärkung von Frauenrechten und eine größere Akzeptanz vielfältiger Geschlechterrollen einsetzen, „damit Frauen frei(er) über ihre Lebensweise entscheiden können, ohne dass sie sich ständig dafür erklären oder rechtfertigen müssen.“
Im Empowerment, was sowohl Selbstermächtigung als auch professionelle Unterstützung bedeutet, sieht sie, genauso wie die beiden, seit 2015 und 2016 für den FPR tätigen Referentinnen Verena Letsch und Friederike Arndt, eine Möglichkeit, die Frauen in den Mitgliedsorganisationen zu unterstützen, ihre politischen Gestaltungsspielräume auszuweiten. Sie wollen „Anecken, bis es rundläuft!“ und neben landesweiten Kampagnen, wie beispielsweise der zum 25. November geplanten Brottütenaktion „Gewalt kommt nicht in die Tüte“, dafür sorgen, dass die Frauenverbände unter dem Dach des FPR gemeinsam noch mehr politische Schlagkraft entwickeln. Auch die seit 1991 stattfindende und vom FPR koordinierte Brandenburgische Frauenwoche ist ein wirksames Instrument dafür.
Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Anne Heinlein, Simone Ahrend