Starke Frauen im Ehrenamt
In Brandenburg leben über eine halbe Million Menschen, die älter als 65 Jahre sind. Das sind rund 23 Prozent der Gesamtbevölkerung. Doch angesichts des demografischen Wandels immer nur von Krise zu sprechen, sei gerade im Hinblick auf die vielen aktiven Seniorinnen und Senioren verfehlt, sagte Diana Golze in ihrer Laudatio anlässlich der Verleihung des „Veltener Tellers“.
Dieses kleine Schmuckstück aus den berühmten Veltener Bollhagen-Werkstätten, das kein Nippes sondern ein sehr geschmackvoller Gebrauchsgegenstand ist, wurde am 10. Dezember an zehn engagierte Seniorinnen und Senioren verliehen. Zu ihnen gehören Sigrid Tackmann aus Potsdam, Sieglinde Heppener aus Eichwalde und Renate Hoffmann aus Werder/Havel.
Diese drei Frauen – sie sind Jahrgang 1931, 1934 und 1935 – haben sich nach ihrem aktiven Arbeitsleben nicht zur Ruhe gesetzt, sondern sie gehören seit Jahrzehnten Seniorenräten oder -beiräten an und engagieren sich in ihren Kommunen oder sogar landesweit für das Wohl aller.
Bei ihrem Engagement geht es nicht nur darum, das soziale und kulturelle Leben vor Ort und so das Miteinander zu stärken, sondern Frau Prof. Heppener war und ist auch in die Gestaltung der Seniorenpolitik des Landes Brandenburg und in die Erarbeitung entscheidender seniorenpolitischer Dokumente wie das Seniorenpolitische Maßnahmenpaket einbezogen.
Als Landtagsabgeordnete der SPD leistete sie bis 2014 wertvolle politische und auch immer wieder direkte Überzeugungsarbeit in Bezug auf Altersbilder: Wer die inzwischen 81-Jährige einmal mit ihrem Mann beim Walzertanzen erlebt hat, braucht wirklich keine Angst mehr vorm Altwerden zu haben!
Genauso wenig, wenn man die diskussionsfreudige Frau Prof. Tackmann als Verdi-Vertreterin in der Arbeitsgruppe „Soziales und Gesundheit“ im Seniorenrat des Landes Brandenburg erlebt oder Renate Hoffmann, die mit ihrer Herzlichkeit offen auf Menschen zugeht und diese für gemeinsames Engagement in Werder/Havel gewinnen kann.
Dies ist umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass in gerade mal fünfzehn Jahren in Brandenburg mehr als ein Drittel der Bevölkerung älter als fünfundsechzig sein wird. Doch gute Beispiele gibt es inzwischen genug und starke weis(s)e Frauen ebenso.
Gut, dass sie seit 1995 jedes Jahr, zurückgehend auf eine Initiative von Regine Hildebrandt, öffentlich gewürdigt werden. Und Sieglinde Heppener darauf hinwirkt, dass die Frauen dabei nicht (wieder) zu kurz kommen. Denn in den Senioren(bei-)räten sind zwei Drittel der Mitglieder weiblich und auch vor Ort engagieren sich mehr Frauen als Männer.
Diesen „Schatz an aktiven älteren Menschen einzubinden und zu pflegen, sei auch Aufgabe der Landesregierung“, so Diana Golze, die bereits 2007 Seniorenpolitische Leitlinien erarbeitete, die jetzt fortgeschrieben werden sollen.
Um Fragen zur Mobilität, zur Gesundheit und zum Wohnen im Alter zeitgemäß und zukunfts- weisend zu beantworten, ist Expertinnenwissen und ressortübergreifendes Handeln gefragt. Die Ministerin kündigte an, sich dabei nicht nur auf das Ehrenamt zu verlassen, sondern auch die nötigen finanziellen Grundlagen zu schaffen.
Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Simone Ahrend, sah-photo