Über den Tellerrand
Gleich in drei Sprachen wirbt die Imagebroschüre des Demokratischen Frauenbundes für die Angebote des Landesverbandes an zwanzig Standorten im Land Brandenburg. Schon dies zeigt, dass der überparteiliche und -konfessionelle Frauenverband dicht an den Problemen der Zeit ist und auch einen Blick über den eigenen Tellerrand wagt.
Der dfb wurde am 27. Oktober 1990 wurde als Nachfolgeorganisation des DFD neu gegründet und er hatte in den vergangenen 25 Jahren einen nachhaltigen Einfluss auch auf die Frauen- und Familienpolitik in Brandenburg.
Nicht nur in den östlichen Bundesländern vor Ort, denn die dfb- Bundesvorsitzende Brigitte Triems vertritt ihn nicht nur im Deutschen Frauenrat, sondern sie ist für die Europäische Frauenlobby auch im Sachverständigenrat des Europäischen Instituts für Gleichstellungsfragen aktiv.
Die Bundesvorsitzende, die erst nach 1989 zum dfb kam, erzählt, wie sich der Verband in dieser Zeit als Nachfolgeorganisation des DFD neu gründete. Von nun an parteienunabhängig, und vorwiegend auf ehrenamtlichen Strukturen basierend, setzte er sich für Fraueninteressen ein: Nah am Puls der Zeit wurden Unternehmen wie EDFrau oder FFAIR-Reisen gegründet, in denen Frauenarbeitsplätze entstanden. Dazu kamen das Sozialwerk des dfb und das Obdachlosenprojekt UNDINE in Berlin.
Brigitte Triems, die bereits in der DDR als Diplomatin arbeitete, wurde gebeten, sich um die internationalen Beziehungen des Verbandes zu kümmern. „Ich wollte eigentlich nie etwas mit Frauen- und Gleichstellungspolitik zu tun haben aber es hat mich dann ergriffen“ sagt sie im Gespräch, und bis heute nicht losgelassen, wie man weiß.
Regina Zube ist seit mehr als zwei Jahrzehnten Landesgeschäftsführerin des Brandenburger Verbandes. Die Diplompädagogin der medizinischen Fachschule Potsdam suchte in den Wendewirren eine neue Beschäftigung und stieg in den Bereich politische Bildung des Verbandes ein – auch sie sprang völlig unbelastet in die wilden Wasser der Frauen- und Gleichstellungspolitik.
Als Höhepunkte ihrer Arbeit sieht sie jede Bewilligung eines Frauenprojektes an, ist stolz darauf, wenn es gelingt, Arbeitsplätze für Frauen zu schaffen und zu sichern in Brandenburg. Auch bei den Mehrgenerationenhäusern gehörten Projekte des dfb zu den ersten, die 2006 bewilligt wurden. Darüber hinaus engagiert auch sie sich für internationale Begegnungen und Projekte wie ZAKIM.
Für all das braucht man die so genannten „Stehaufmännchen“- Qualitäten beziehungsweise die des weiblichen Pendants und immer wieder neue Motivation, um für erforderliche finanzielle Mittel zu kämpfen. Anlässlich seines 25-jährigen Jubiläums veranstaltete der dfb, Landes- verband Brandenburg am 1. Dezember in Potsdam einen Thementag. Wie chancengerecht ist unsere Gesellschaft wirklich? – wurde dort gefragt.
Und angesichts der wachsenden sozialen Ungleichheit wurde immer wieder das geflügelte Wort von Sabine Berghahn vom „Ritt auf der Schnecke“ zitiert. Doch nicht nur die dfb-Frauen haben einen langen Atem und sich darauf eingestellt, dass beispielsweise Geschlechter- stereotype nicht in ein oder zwei Generationen aus den Köpfen zu vertreiben sind.
„Chancengleichheit bleibt eine Forderung an alle gesellschaftlichen Ebenen“, sagte Helga Burgahn, seit August neue Landesvorsitzende in Brandenburg. Wirtschaftliche Unabhängigkeit und eigenständige Existenzsicherung von Frauen sind für sie ein wesentlicher Schlüssel dazu.
Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Simone Ahrend, sah-photo