20 Jahre Netzwerk brandenburgischer Frauenhäuser
Dreiundzwanzig Frauenschutz- bzw. Unterstützungseinrichtungen gibt es derzeit im Land Brandenburg. Im vergangenen Jahr fanden dort über fünfhundert Frauen mit ihren Kindern Aufnahme und mehr als 2.500 Frauen ließen sich beraten.
Die ersten Frauenhäuser wurden in Brandenburg gleich zu Beginn der 1990er Jahre gegründet. Zum einen war das Thema häusliche Gewalt in der ehemaligen DDR weitgehend tabuisiert und zum anderen nahm diese in der Wendezeit erschreckend zu. Engagierte Frauen wollten dem etwas entgegensetzen.
Catrin Seeger war eine von ihnen. In ihrer damaligen Tätigkeit als Erzieherin wurde sie des Öfteren mit den Folgen von häuslicher Gewalt konfrontiert. Und die Ohnmacht der Frauen und Mütter in diesen oft ausweglosen Situationen blieb ihr nicht verborgen, denn eigene Gewalter- fahrungen in ihrer Herkunftsfamilie sensibilisierten sie dafür.
1992 gründete Catrin Seeger in Rathenow gemeinsam mit anderen Aktivistinnen ein Frauenhaus und wenige Jahre später (1995) das Netzwerk der brandenburgischen Frauenhäuser, in dem die energiegeladene Mittfünfzigerin bis heute federführend tätig ist.
Catrin Seeger erzählt, dass viele ihrer damaligen Mitstreiterinnen nicht aus sozialen Berufen kamen und regelrecht ins kalte Wasser gesprungen sind. Sie bauten die Projekte mit auf, und waren dann über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen befristet bei den zumeist autonomen Frauenhausträgern beschäftigt. Denn die Frauenhausarbeit stand immer auf sehr wackligen Füßen, was die Finanzen betrifft, sagt Seeger.
Dazu kam, dass das Thema in der Bevölkerung weitgehend unbekannt war und die Aktivistinnen oft als Exotinnen, Emanzen oder Männerhasserinnen angesehen wurden, erinnert sie sich. Eine breite Öffentlichkeitsarbeit war nötig, um die Gesellschaft für das Thema zu sensibilisieren, aber auch um den Frauen, die dringend Hilfe brauchten, diese Schutz- möglichkeit bekannt zu machen.
Diese Mühen liegen – dank der effektiven Netzwerkarbeit – hinter ihnen. Das Sozialminis- terium hat die Arbeit der Pionierinnen der Frauenhausarbeit in Brandenburg im Oktober mit einer Feierstunde im Landtag gewürdigt. Ministerin Diana Golze sagte: „Ich freue mich besonders, dass wir in Brandenburg ab 2015 den Landesanteil bei der Finanzierung der Frauenhäuser um 25 Prozent erhöhen konnten“.
Doch aufgrund fehlender personeller Ressourcen wird es immer schwieriger, alle Netzwerk- vorhaben in die Praxis umzusetzen. Denn die drei Sprecherinnen und die Mitglieder leisten diese Netzwerkarbeit ehrenamtlich und zusätzlich zu ihren täglichen Arbeitsaufgaben in den Projekten vor Ort.
Die Sprecherinnen haben wie Catrin Seeger auch alle eine Leitungsfunktion. Auch der Arbeitsaufwand hat sich verändert. Dazu gekommen sind: die Arbeit einer Interventionsstelle mit pro-aktivem Ansatz, der Ausbau im ambulanten Bereich sowie das Gewaltschutzgesetz und dessen Umsetzung in die Praxis.
Um das Netzwerk brandenburgischer Frauenhäuser wieder zu einer Einrichtung zu entwickeln, die für die Arbeit und die künftige Entwicklung der Frauenhäuser förderlich ist, sollte eine professionelle Analyse- und Koordinierungstätigkeit durch eine hauptamtliche Mitarbeiterin angestrebt werden.
Angesichts der anstehenden Aufgaben, gerade im Hinblick auf die Fortschreibung des Landesaktionsplanes „Keine Gewalt gegen Frauen und ihre Kinder“ und die Umsetzung des Maßnahmenplanes, ist dies dringend erforderlich.
Text: Catrin Seeger/Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Simone Ahrend, sah-photo/Jana Reinhardt
Am 25. November findet der Internationale Gedenktag „NEIN zu Gewalt an Frauen“ statt. Hinweise zu Veranstaltungen erscheinen demnächst auf dieser Webseite.