„Frauen wählen demokratisch“ Kampagnenstart für ein demokratisches, tolerantes und gleichberechtigtes Brandenburg
Der feministische Kampftag, der jedes Jahr am 08. März als internationaler Frauentag gefeiert wird, ist historisch untrennbar mit der Forderung des Wahlrechts für Frauen verbunden. Mit Blick auf das Wahljahr 2024 appellieren wir an alle Frauen in Brandenburg, dieses hart erkämpfte Recht zu nutzen und gleichstellungspolitische Motive bei der persönlichen Wahl zu berücksichtigen. Gleichberechtigung gehört zu unserer demokratischen Gesellschaft – sie ist nicht verhandelbar.
In Brandenburg finden dieses Jahr Kommunal-, Europa- und Landtagswahlen statt. Vor diesem Hintergrund startet der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg e. V. als überparteiliche Interessenvertretung für Frauen die Kampagne „Frauen wählen demokratisch“.
Wir haben die Wahl, also gehen wir wählen!
Gerade in Zeiten von Krisen, Kriegen und rückwärtsgewandten Rollenbildern, die gleiche Rechte für alle aufs Schärfste angreifen, müssen wir gemeinsam für Gleichberechtigung eintreten. Mit dem Start der Kampagne „Frauen wählen demokratisch”, aber auch mit dem diesjährigen Motto der Brandenburgischen Frauenwochen „Dit könn‘ wa besser!“, die traditionell rund um den 08. März stattfinden, möchten wir im Wahljahr 2024 motivieren und aktivieren, sich am demokratischen Diskurs zu beteiligen und die Werte der Demokratie zu leben. Auch wenn die gesellschaftlichen Umbrüche und Herausforderungen uns verunsichern und überfordern, dürfen wir Krisen nicht ausblenden und uns ins Private zurückziehen. Das Landesparlament darf nicht zum Spielplatz rechtspopulistischer Parteien werden, die frauen-, vielfalts- und gleichstellungsfeindliche Politik machen und die Demokratie, Vielfalt und Toleranz mit Füßen treten. Wir müssen unsere Stimme einsetzen: Für ein Brandenburg, in dem alle frei und bunt sein können, für mehr Miteinander statt Gegeneinander, für Gleichberechtigung in allen gesellschaftlichen Bereichen.
Wählt die Parteien, die sich für uns Frauen stark machen. Frauen, wählt demokratisch!
Die aktuell größte Gefahr für die Rechte der Frauen geht vom Erstarken des Rechtspopulismus aus. Rechtspopulistische und rechtsextreme Parteien vertreten zutiefst antifeministische Positionen. Sie lehnen den Feminismus als kollektive Bewegung sowie konkrete Frauen- und Gleichstellungsarbeit ab. Stattdessen fordern sie, gleichstellungspolitische Errungenschaften zurückzunehmen und laufende Aktivitäten einzustellen. Antifeminismus fungiert dabei als Scharnier zwischen konservativen und extrem rechten Milieus und trägt dazu bei, rechtsextreme Einstellungen zu normalisieren. Damit schwächt er den gesellschaftlichen Zusammenhalt und gefährdet die Demokratie.
Gleichberechtigung gehört zu unserer demokratischen Gesellschaft – sie ist nicht verhandelbar!
Wir rufen alle Wähler*innen dazu auf, ihre Stimme demokratischen Parteien zu geben.
Clara Zetkin: Der Frauentag als politischer Kampftag
Auch historisch geht es am Frauentag nicht um Rosen, sondern um den Kampf für politische Rechte. 1909 organisierte die ukrainischstämmige Sozialistin Theresa Malkiel den ersten “National Women’s Day” in den USA als Kampftag für das Frauenstimmrecht. Diese Idee griff Clara Zetkin, der in Birkenwerder ein “FrauenOrt” gewidmet ist, 1910 gemeinsam mit anderen auf und forderte die Einrichtung des Internationalen Frauentages. Für Zetkin war klar: „Das Wahlrecht ist das notwendige politische Korrelat der wirtschaftlichen Selbstständigkeit der Frau.“
Wir appellieren an alle Frauen in Brandenburg, dieses hart erkämpfte Recht im Wahljahr 2024 zu nutzen und den Kampf für Gleichberechtigung weiterzuführen.
Hella Hesselmann, Sprecherin im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e. V.: „Wir wollen endlich die Umsetzung einer gleichberechtigten Teilhabe von Frauen, Lesben, inter, nichtbinären, trans- und agender Menschen (FLINTA) in unserer Gesellschaft. Auch im Brandenburger Superwahljahr 2024 gibt es noch viel zu tun: Frauen verdienen im Schnitt in Brandenburg 4 Prozent weniger als Männer und übernehmen 30 Stunden unbezahlte Sorgearbeit pro Woche, wie Kinderbetreuung und Pflege. 49 Prozent von ihnen arbeiten branchenübergreifend in Teilzeit und in prekärer Beschäftigung. Trotzdem werden große Löcher in den Sozialstaat gespart. Hier bedarf es einer Finanzierung von Beratungsstellen und der Reformierung des Rentensystems. Dit’ könn wa besser! Frauen wählen demokratisch!“
Tatjana Geschwendt, Sprecherin im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e. V.: „Wer wir sind, was uns guttut und wohin wir wollen – das können wir selbst am besten entscheiden! Aber nur, wenn wir auch das Recht haben, selbst zu entscheiden. Dieses Recht ist in Gefahr. Gleiche Rechte für alle sind in Gefahr, wenn rückwärtsgewandte Rollenbilder wieder mehr Verbreitung finden. Wir wollen mitentscheiden – über unsere Körper, unser Leben und über die Politik in diesem Land, die unser aller Leben prägt. Wir haben die Wahl, also gehen wir wählen!“
Prof. Dr. Sabine Hering, Sprecherin im Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e. V.: Natürlich können wir Frauen das besser! Wir können Vieles besser als die Männer – und können Vieles aber auch besser, als es uns bisher gelungen ist. Denn wir haben es geschafft, unsere Interessen öffentlich lautstark zu vertreten, aus den Vorzimmern in die Leitungsebenen aufzusteigen und dort sichtbar und spürbar zu machen, dass Frauen nicht nur besser sind, weil sie ein angenehmeres „Betriebsklima“ schaffen, sondern weil sie erfolgreicher und effektiver sind. Und natürlich sind Frauen vor allem deshalb besser, weil sie den Rechtspopulisten mit dem notwendigen Misstrauen begegnen, weil sie kritischer und weitsichtiger sind – und weil sie eben demokratisch wählen!“
Hintergrund
Der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg e.V. (FPR) ist ein Zusammenschluss von derzeit 25 Frauenverbänden, -organisationen und -vereinen sowie Frauengruppen der Gewerkschaften, Kirchen und Parteien im Land Brandenburg. Wir sind partei- und konfessionsübergreifend und vertreten die Interessen von ca. 300.000 organisierten Frauen im Land. Gemeinsam setzen wir uns für politische Chancengleichheit und Gleichberechtigung der Geschlechter ein.
Die Brandenburgischen Frauenwochen sind ein deutschlandweit einzigartiges politisches Format, welches seit über 30 Jahren jährlich um den Internationalen Frauentag am 08. März ausgerichtet wird. In ganz Brandenburg werden mehr als 200 Veranstaltungen von unterschiedlichen Akteur*innen und Institutionen organisiert. Es gibt Diskussionsabende, Fachveranstaltungen, Workshops, aber auch Theater, Kino, Ausstellungen und Sportevents. Ziel der Frauenwochen ist es über aktuelle feministische sowie frauen- und gleichstellungspolitische Themen zu informieren. Wir thematisieren Diskriminierungen und Missstände, transportieren unsere Forderungen in Gesellschaft und Politik, vernetzen und empowern uns gegenseitig.