Frauen reden zu Tisch
Potsdamer Tischreden: Frauen zeichnen Friedensbilder
Eine lange weißgedeckte Tafel füllte die gesamte Potsdamer Nagelkreuzkapelle aus. Pfarrerin Cornelia Radeke-Engst hatte zum zweiten Mal zweiunddreißig Frauen aus Kirche, Politik, Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft am Vorabend des Reformationstages eingeladen, um gemeinsam zu speisen und dabei Friedensbilder zu zeichnen. Ein großartiges Motto in diesen bewegten Zeiten!
Doch die „Thesen“, die Landtagspräsidentin Britta Stark, Ramona Pisal vom Juristinnenbund und Professorin Annegret Böhmer von der Evangelischen Hochschule Berlin zwar kämpferisch, intellektuell-scharfzüngig und rhetorisch brillant vortrugen, erwärmten die Herzen und Frau- enseelen (zu) wenig. Da hatte es das Kirchenlied „Vertraut den neuen Wegen“, das alle nach Britta Starks Rede spontan anstimmten, sehr viel leichter, ein gemeinsames Band zwischen ihnen zu knüpfen.
Denn dies ist nötig. Heute mehr denn je. Ich vermisste in der Abendrunde zudem Frauen, die sozial nicht der sogenannten bürgerlichen Mitte angehören sowie ganz besonders asylsu- chende Frauen. Und auch junge Frauen waren leider nicht vertreten. „Eine Kultur des Friedens bauen“ – steht neben der Nagelkreuzkapelle in großen Lettern angeschlagen. Dahin ist es noch ein weiter Weg. Vielfältig und gemeinsam und solidarisch könnte er für uns alle sehr berei- chernd sein.
Text: Astrid Priebs-Tröger
Fotos: Simone Ahrend, sah-photo
Berliner Tischreden: Frauenbilder-Rollenbilder
„Frauenbilder – Rollenbilder“ war der Titel des zum 5. Mal im Rahmen der Dekade zum Refor- mationsjubiläum veranstalteten Dinners mit 120 Frauen aus Wirtschaft, Politik, Wissenschaft, Rechtswesen, Bildung, Verwaltungen, Medien und Kirche. Die Evangelische Akademie zu Berlin und die Frauenarbeit der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg schlesische Oberlausitz hatten eingeladen, in reformatorischer Tradition Thesen anzuschlagen und Tischreden zu halten.
Zwei Aspekte waren den Teilnehmerinnen wichtig: „Netzwerken“ und anregende Reden hören. In beider Hinsicht kamen sie voll auf ihre Kosten.
Die Vizepräsidentin der Berliner Polizei Margarete Koppers gab Einblicke in die Frauenför- derungsprogramme und den Kulturwandel bei der Berliner Polizei, die unter ihrer Verantwor- tung nicht mehr nur auf dem Papier stehen, sondern richtig Fahrt aufgenommen haben.
RBB-Kulturreporterin und Bloggerin Susanne Bruha berichtete über ernüchternde Erfahrun- gen mit ihrem 50/50 Modell der Familienarbeitsgestaltung (https://femilyaffair.de/), und den Reaktionen ihrer Umwelt auf das Ansinnen, dass gleich nach der Geburt ihres Kindes sowohl ihr Partner als auch sie arbeiten und für das Kind da sind.
Justizsenatorin a. D. Dr. Lore Peschel-Gutzeit blickte auf die 65 Richterinnen in Deutschland und stellte fest: das Rechtswesen braucht die Frauen, die mit anderen Werten im Hintergrund entscheiden als Männer.
Vor, zwischen und nach den Reden war bei gutem Essen ausführlich Zeit für Gespräche zwi- schen den Teilnehmerinnen. Die Reden, die von den Teilnehmerinnen „angeschlagenen Thesen“ und die während der Veranstaltung entstandenen Live-Zeichnungen der Berliner Comic-Künstlerin Elke R. Steiner werden auf den Webseiten der Veranstalterinnen veröffentlicht.
Text: Magdalena Möbius
Fotos: Judith Crawford
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