Starke Frauen aus Israel
Foto: Christoph S./pixelio.de Eigene Vorurteile verflüchtigten sich wie Eis in der Sonne, als Daniela Segenreich am Dienstagabend aus ihrem Buch „Zwischen Kamelwolle und Hightech“ fünf der insgesamt fünfzehn von ihr interviewten Frauen vorstellte. Denn wer von uns weiß schon, dass unter dem Kopftuch einer religösen Jüdin auch eine radikale Feministin stecken kann? Aber die 39jährige Rivka ist beides gleichzeitig und unterrichtet im bodenlangen Kleid an der Jerusalemer Universität. Sie hält Vorlesungen zum Thema männliche Dominanz über den weiblichen Körper.
Ungewöhnlich und berührend sind auch die Biografien der muslimischen Araberin Hanan, die sowohl einen schwarzen Karatemeisterinnen-Gürtel als auch den traditionellen Hijab trägt oder der äthiopischen Jüdin Tsega, die als junge Frau nach Israel emigrierte und dort als erste Äthiopierin als Journalistin Karriere machte. Vollends überwältigt von der Stärke dieser ungewöhnlichen Frauen war man jedoch, als man die Berufssoldatin Limor kennenlernte, die Mutter von vier Kindern und stellvertretende Beraterin des Generalstabs in Frauenange-legenheiten ist.
Die Journalistin Daniela Segenreich, 1959 in Wien geboren, und 1988 nach Israel ausgewandert, stellt in ihrem Buch mit großem Einfühlungsvermögen diese starken Frauen vor und ermöglicht so einen vielfältigen Blick auf Frauenleben im heutigen Israel. Einem Land, das sich nicht nur durch kulturelle und religiöse Vielfalt auszeichnet, sondern auch einen gewaltigen Spagat zwischen Tradition und Moderne aushalten und gestalten muss.
Etwa fünfzig Frauen und ein knappes Dutzend Männer verfolgten die von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Frauenpolitischen Rat organisierte Lesung, die locker und pointiert von Ulrike Häfner moderiert wurde. Summa summarum: ein äußerst spannender Blick über den eigenen Tellerrand!
Text: Astrid Priebs-Tröger
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