Den Töchtern auf Augenhöhe begegnen

Posted by on Mrz 17, 2015 in Allgemein

Foto: Christopher Pach/pixelio.de   Der Einladung zur Fachtagung „Soll und Haben auf dem Weg zur Gerechtigkeit“ am 16. März in Cottbus sind Viele gefolgt. Ein Phänomen ist jeder in Gleichstellungskreisen Aktiven geläufig: Auf Tagungen dieser Art sind Männer unter den Teilnehmenden die Ausnahme; frau kennt sich nach vielen Jahren gemeinsamer Gleich-stellungsarbeit. Und ja, bei Frauen wird zwar nicht gern über das Alter gesprochen, aber ich verrate wohl auch kein Geheimnis, wenn ich von einem geschätzten Durchschnittsalter von 50+ ausgehe.

Die Tagung bot die Möglichkeit, auf Erfolge 25jähriger Gleichstellungsarbeit stolz zu sein, aber auch die Ernüchterung und Müdigkeit, die diese Jahre hinterlassen haben, zu beschreiben und Forderungen für eine zukunftsträchtige Frauen- und Gleichstellungspolitik in Brandenburg aufzustellen.

  • CB_489
  • CB_129
  • CB_347

Viele haben sich in dem Film zur ersten Brandenburgischen Frauenwoche „Ein Auftakt – laut und leise“ wiedererkannt oder an die Anfänge ihrer gleichstellungspolitischen Arbeit erinnert. Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt zog Bilanz über 25 Jahre Brandenburgische Gleichstellungspolitik. Sabine Hiekel stimmte der Staatssekretärin zu: „Es ist viel geleistet worden.“ Sie gab aber auch zu bedenken, dass die aktuelle Situation für brandenburgische Gleichstellungsarbeit sehr schwierig ist, und verglich die Probleme mit einem Berg, der immer höher wird.

Deutlich wird dies zum Beispiel an den einschneidenden finanziellen Kürzungen der Bundes-regierung, die nicht immer durch EU-, Landes- oder kommunale Gelder kompensiert werden konnten, wie die Schließung von dreiviertel von ehemals 16 brandenburgischen Frauenzentren deutlich zeigt. Kommunale Gleichstellungsbeauftragte versinken heute in einer Aufgabenflut, bei der sie kaum noch zu eigentlichen Gleichstellungsaufgaben kommen und/oder sie können diese Aufgabe nicht umsetzen, weil es ihnen an verbindlichen Regelungen zu ihren Rechten und Aufgaben fehlt.

Sichtbar ist auch, dass sich in Vereinen und Verbänden viel zu wenige junge Frauen und Männer für Frauen- und Gleichstellungspolitik engagieren und die derzeit aktiven Organisationen vor der Aufgabe stehen, für junge Menschen attraktiver zu werden und den Generationenwechsel zu gestalten.

  • CB_407
  • CB_209
  • CB_500

Als einen Sonnenstrahl hinter diesem Berg von Problemen habe ich die Ergebnisse der Dialoggruppe „Brandenburgs Töchter – Wo sind sie geblieben?“ erlebt. Die Gruppe hat sich zuerst einmal unbenannt in „Brandenburgs Töchter – die hier leben“, um deutlich zu machen, dass sie da sind und dass sie durchaus Lust und Interesse an Gleichstellung haben. „Aber“, so Marlen Berg vom MIA-Mädchenprojekt Cottbus „wir wollen, dass unterschiedliche Lebens-entwürfe berücksichtigt werden, uns auf Augenhöhe begegnet wird und nicht mit erhobenen Zeigefinger. Dann werden Brandenburgs Töchter bestimmt genauso bereit sein mitzuarbeiten, wie Sie vor 20 Jahren.“

Text: Annett Lange  Fotos: Simone Ahrend, sah.photo