“Wer nichts fordert, bekommt auch nichts!” 30 Jahre Frauenpolitischer Rat Land Brandenburg e.V.

Posted by on Sep 8, 2022 in Allgemein

Am Samstag, den 03.09.2022, feierte der Frauenpolitische Rat Land Brandenburg e.V. sein 30-jähriges Jubiläum im Hof des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Potsdam. Bei bestem Wetter folgten 170 Gäste der Einladung und genossen das spannende Bühnenprogramm, aber auch den anregenden Austausch und die festliche, wertschätzende Atmosphäre.

In der Luft lag ein Gefühl von Stolz auf das bisher gemeinsam Erreichte: 30 Jahre Frauenpolitik und Feminismus in Brandenburg. Da darf schon einmal kurz innegehalten werden, um die Worte wirken zu lassen. 30 Jahre, 3 Dekaden, 300.000 Frauen. Das verdient Applaus und Wertschätzung – und die spürte man beim Jubiläum in jedem Gespräch und im Miteinander.

Nicht weniger spürbar war der Wille, auch die nächsten 30 Jahre mit Engagement, Tatendrang und gemeinsamen Aktionen zu füllen. Es gibt noch viel zu tun auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft. In ihrem Grußwort brachte Frauenministerin Ursula Nonnemacher mit einem Zitat von Simone de Beauvoir auf den Punkt, warum es frauenpolitisches Engagement und den Frauenpolitischen Rat Land Brandenburg e.V. (FPR) unbedingt braucht: “Wer nichts fordert, bekommt auch nichts.” Seit 30 Jahren bündelt der FPR die Interessen der Mitgliedsorganisationen und verschafft dadurch 300.000 Brandenburger Frauen und ihren Forderungen Gehör in der Öffentlichkeit und der Politik.

Sehr wertschätzend blickte Frau Nonnemacher auf die Zusammenarbeit mit dem FPR – als unverzichtbarer Partner der Landesregierung – zurück und gratulierte von Herzen zu diesem großen Jubiläum.

“Der Frauenpolitische Rat ist ein Gegenpol zu antifeministischen Bewegungen und eine starke und unverzichtbare Stimme für Geschlechtergerechtigkeit in diesem Land. Der Dachverband mischt engagiert mit, ob es um die Situation der Frauenhäuser im Land, Sexismus im Alltag oder um das Armutsrisiko von Alleinerziehenden geht. Für diese wichtige Arbeit und das unermüdliche Engagement der Vielen, oft Ehrenamtlichen, die den Frauenpolitischen Rat in den letzten 30 Jahren begleitet haben, danke ich von Herzen.”
Ursula Nonnemacher, Frauenministerin des Landes Brandenburg, stellv. Ministerpräsidentin

Das “Engagement der Vielen” konnten die Gäste bereits vor der offiziellen Veranstaltungseröffnung beim “Markt der Möglichkeiten” erleben. Als Zusammenschluss von derzeit 25 Frauenverbänden, -organisationen, -vereinen sowie Frauengruppen der Gewerkschaften, Kirchen und Parteien im Land Brandenburg sollte beim Jubiläum selbstverständlich auch das Engagement der Mitgliedsorganisationen gefeiert werden. Mit bunten Ständen wurde nicht nur ihre Arbeit präsentiert, sondern dem Open-Air-Fest auch ein wenig Jahrmarkt-Atmosphäre gegeben – mit Eis-Truck, Popcorn-Maschine, einem “Smash the patriarchy”-Katapult und vielem mehr.

In ausgelassener Stimmung versammelten sich die zahlreichen Gäste dann vor der Bühne und wurden durch Christiane Bonk, FPR-Sprecherin, und Verena Letsch, Referentin der Geschäftsstelle, ganz offiziell begrüßt. Durch das vielfältige Bühnenprogramm führte die Moderatorin Yolanda Sylvana Rother, Vorstand der Stiftung Zukunft Berlin und Co-Founder von The Impact Company, die nach dem starken Grußwort von Familienministerin Nonnemacher zum ersten Programmteil unter dem Motto “Ein Blick auf den Wandel” überleitete.

In einem Dialog der Generationen traten Wegbereiterinnen des FPR mit jungen Frauen des Mädchentreffs Zimtzicken in Potsdam in den Austausch über die ihre jeweilige Generation prägenden frauenpolitischen Themen, Erfahrungen und Wünsche. Auf dem Podium saßen Ulrike Häfner, ASF Bundesvorsitzende, Vizepräsidentin von Turbine Potsdam und Mitbegründerin parteilicher feministischer Mädchenarbeit in den neuen Bundesländern, Birgit Uhlworm, Geschäftsführerin von SHIA e.V., Landesverband Brandenburg, Claudia Sprengel von der Landesarbeitsgemeinschaft LINKE Frauen Brandenburg sowie die Studentin Margarida Da Costa Gaspar und die Schülerin Nuria Da Costa Gaspar vom Mädchentreff Zimtzicken. Die Schwestern, die sich so wortgewandt, selbstbewusst und inspirierend über ihre Prägung durch den Mädchentreff und ihre Sicht auf Feminismus und Frauenpolitik äußerten, konnten vielen Teilnehmenden Hoffnung geben. Dabei wurde deutlich, wie wichtig es ist, Orte für Frauen jedes Alters und in jeder Region Brandenburgs zu schaffen, um ihnen wörtlich und im übertragenen Sinne Räume zum Austausch und für die Entwicklung ihrer Identitäten, Interessen und Stimmen zu geben. Wie man der eigenen Stimme ganz besonderen Ausdruck verleihen kann, zeigte im Anschluss die Performance der Spoken-Word-Künsterlin Tanasgol Sabbagh mit dem Jazz-Trio Feature Ring.

Im zweiten Programmteil “Perspektiven gestalten” wurde ein Blick auf die Herausforderungen, Aufgaben und Ziele frauenpolitischer Verbandsarbeit und feministischer Bewegungen geworfen. Die Keynote-Speakerin Dr. Jessica Bock vom Digitalen Deutschen Frauenarchiv sprach über ihre Forschungen zur Frauenbewegung in und nach der DDR. Ihre Thesen bildeten die Basis für die anschließende Podiumsdiskussion.

An dieser nahmen neben Dr. Jessica Bock, Dr. Regina Frey von der Bundesstiftung Gleichstellung, die Soziologin und Autorin Katharina Warda und Verena Letsch vom FPR teil. Die Diskutantinnen stellten sich die Frage, was frauen- und gleichstellungspolitische Verbandsarbeit leisten kann und welchen Herausforderungen sie sich stellen muss, um politisches Engagement von und für Frauen zu fördern. Es ging um Rahmenbedingungen und Motivationen sowie um intersektionale Herausforderungen und ihre Verschärfungen durch die Pandemie. Auf die abschließende Frage an Verena Letsch, was in Zukunft für frauenpoltisiche Verbandsarbeit besonders wichtig ist und was es braucht für mehr Engagement,  antwortete sie: “Es braucht Empörung” und zitierte Marina Grasse: “Ohne Empörung gibt es keine Bewegung und ohne Bewegung macht Frauenpolitik keinen Sinn”.

Zum Ende des Fests lockte Bernadette La Hengst mit ihrem energiegeladenen Auftritt die verbliebenen Gäste auf die Tanzfläche, bevor sie an unsere Kollegin in Elternzeit, Friederike, aka Djane Frizzlefry übergab für den perfekten Ausklang eines Tages, der großartigen Frauen den so verdienten Raum gab, sich und ihr Engagement einmal so richtig zu feiern.

Wir vom FPR danken allen Mitwirkenden – auf und vor der Bühne, beim Markt der Möglichkeiten und hinter den Kulissen – die diesen Tag zu einem ganz besonderen gemacht haben. Wir bedanken uns herzlich beim Deutschen Gewerkschaftsbund Westbrandenburg für die Möglichkeit, ohne die wir kein Open-Air hätten veranstalten können! Wir danken dem Land Brandenburg für die großzügige Unterstützung durch die Projektförderung, dem leckeren Märkischen Landbrot und Christine Berger für das Sponsoring der Präsente und allen, die gespendet haben, um unser Catering finanzieren zu können.

 

Wir hoffen, dass die geschaffene Atmosphäre der Wertschätzung und des Miteinanders euch und eure Arbeit noch lange begleiten wird.

 

Presse

„30 Jahre Frauenpolitischer Rat: Forderung nach Unterstützung“, ZEIT ONLINE, 03.09.2022

„Frauenpolitischer Rat: Brandenburg muss Gleichstellung mehr unterstützen“, MAZ, 03.09.2022

„Mehr Frauen in die Politik“, rbb 24 von Hanno Christ, 03.09.2022

„Frauen in der Brandenburger Politik. Der mühsame Weg zur Parität“, rbb 24 von Hanno Christ, 04.09.2022

Pressemitteilung Frauenministerium: Nonnemacher gratuliert Frauenpolitischem Rat zum 30-jährigen Jubiläum: „Starke Stimme für Geschlechtergerechtigkeit“

 

Bildergalerie

 

Fotos: Simone Ahrend, sah-photo