8. März in der St. Jacobi Kirche in Berlin Kreuzberg
Frauen* aus verschiedenen christlichen Frauenverbänden – im Frauenpolitischen Rat Brandenburg sind die Evangelischen Frauen und der Katholische Deutsche Frauenbund vertreten – feierten den Internationalen Frauentag wie seit vielen Jahren auch mit einem Ökumenischen Gottesdienst. Das Motto: Wir haben die Wahl – 100 Jahre Frauenwahlrecht. Ab 18.30 Uhr waren Frauen* und Männer* in die St. Jacobi-Kirche in Berlin-Kreuzberg eingeladen, zum Imbiss und anschließendem Gottesdienst.
Sie feierten das Frauenwahlrecht als wichtige Marke auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Gesellschaft und erinnerten an den langen Prozess bis zur Einführung. In konfessionellen Verbänden engagierte Frauen gehörten meistens nicht zu den Vorreiterinnen im Einsatz für das aktive Wahlrecht, waren aber dennoch politisch oft sehr engagiert. Die Frauen* aus dem Vorbereitungsteam führten aus: Einzelne Frauen wie Helene Weber und Elisabeth Malo engagierten sich ausdrücklich für das Wahlrecht. Die Verbände, insbesondere der Katholische Deutsche Frauenbund, aber auch im Deutsch-Evangelischen Frauenbund zusammengeschlossene Verbände veranstalteten politische Schulungskurse für Frauen, aber 1918 stimmten die Verbände dennoch dagegen, sich für das Wahlrecht einzusetzen. Der Katholische Deutsche Frauenbund, weil er es angesichts der fehlenden politischen Bildung der Frauen für zu früh hielt, die Evangelischen Frauen, weil sie mehrheitlich an traditionellen Geschlechterrollen festhielten.
Doch die sechs Frauen, die der Zentrumspartei nach der ersten Wahl als Reichstagsabgeordnete angehörten und die Weimarer Verfassung mit beeinflussten, waren Mitglieder des Katholischen Deutschen Frauenbundes, drei von ihnen sogar im Reichstagsvorstand.
Viele der bürgerlichen Frauenrechtlerinnen wie Helene Lange und Minna Cauer waren evangelisch, hatten sich von evangelischen Verbänden aber enttäuscht abgewandt!
Im Gottesdienst wurde der Blick primär auf heutige Fragen der Wahlfreiheit in Bezug auf Lebensentwürfe und Freiheit von festgelegten Rollenbildern gelenkt. Und darauf, dass in vielen Ländern der Welt Frauen* nach wie vor wenig Möglichkeiten haben, ihr Leben nach ihren Fähigkeiten und Wünschen zu gestalten.
Für sie ist der eigentliche Sündenfall an dieser Geschichte, Dass Frauen* über Jahrhunderte in Folge dieser Geschichte als besonders sündig diffamiert wurden und das meist noch mit sexuellen Untertönen, als festgelegt auf Aufgaben in Haus und Familie, begründet mit der angeblichen „Schöpfungsordnung“, als minder intelligent – eines der Hauptargumente der Frauenwahlrechtsgegner_innen.
Als Mitwirkende konnte die Frauengottesdienstgruppe für diesen Gottesdienst die evangelische Generalsuperintendentin Ulrike Trautwein gewinnen, die eine Ansprache hielt: Sie bezog sich auf die vorherigen Aussagen und kam zu dem Schluß, die biblische Eva, deren Name „das Leben“ bedeutet, zu feiern für ihren Mut zur Entscheidung. Mit „Eva“ beginne die Fähigkeit der Menschheit zur Freiheit. In diesem Sinne forderte sie Frauen* dazu auf, von dem vor 100 erkämpfte Recht Gebrauch zu machen, wählen zu gehen und politisch zu gestalten.
Schließlich wurde die ja durchaus umstrittene Blumensymbolik aufgegriffen. Sieben verschiedene Blumen standen für Stärken, Forderungen und Wünsche von und für Frauen*. Dies wurde im Gebet aufgegriffen.
Text: Magdalena Möbius