Mitmach-Tipp #8

Guten Morgen!

In unserem ersten Mitmach-Tipp ging es schon einmal um die Presse und ihre wichtige Rolle für die Demokratie. Diese Woche gehen wir noch ein bisschen näher darauf ein. Ohne freie Berichterstattung kann es keine echte Demokratie geben. Um mitmachen zu können, muss man wissen, was eigentlich gerade in der eigenen Gemeinschaft los ist. Um wirklich zu wissen, was los ist, braucht man Medien, die vom Staat unabhängig sind und sich in ihrer Berichterstattung an die Regeln eines ethischen Journalismus halten. (Der Pressekodex mit diesen Regeln umfasst 16 Punkte, die dafür sorgen sollen, dass der Artikel in der Tageszeitung nicht mit dem Facebook-Post des Fleischers der Nachbarin meiner Tante verwechselt werden kann.)

Die Organisation Reporter ohne Grenzen setzt sich weltweit für die Pressefreiheit ein und erstellt jedes Jahr eine Rangliste der Pressefreiheit. Deutschland liegt gerade auf Platz 16. Das ist schon ziemlich gut, aber es geht noch besser. Und wir können dabei helfen.

Eine besondere Rolle spielen lokale Tageszeitungen. Hier geht es um das, was täglich in unserer direkten Nachbarschaft passiert. In Potsdam gibt es zwei Tageszeitungen: Die Potsdamer Neueste Nachrichten (PNN) angeführt von Chefredakteurin Sabine Schicketanz und die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) unter der Leitung von Chefredakteurin Hannah Suppa.

Kleinere Tageszeitungen haben seit Jahren Probleme, ihre Finanzierung sicher zu stellen. Wir können dabei helfen, die Existenz von diesen unabhängigen Medien zu sichern, indem wir ein Abonnement abschließen.

Aber mir gefällt gar nicht immer alles, was da drin steht, warum soll ich dafür auch noch Geld bezahlen? Die Zeitung ist kein Kinofilm. Es geht nicht primär um Unterhaltung, sondern um Information. Dazu gehört auch, dass einem nicht alles passt, was da steht. Man muss nicht jeder Meinungskolumne zustimmen, um anzuerkennen, dass es ganz schön düster wäre, hätten wir diese Organe der Berichterstattung nicht. Und wenn einem etwas sehr gegen den Strich geht, oder man allgemein etwas zum Thema zu sagen hat, empfehle ich, der Redaktion einen netten Brief (oder eine E-mail) zu schreiben. Das ist einfacher, als viele glauben, und man kriegt tatsächlich Antwort.

Vor kurzem schickte meine Mutter eine höfliche E-mail an die Redaktion ihrer Heimatzeitung mit dem Hinweis, dass sie jedesmal darüber stolpert, wenn im Editorial nur „Liebe Leser“ angesprochen werden. Der zuständige Redakteur antwortete umgehend – leider mit der Ausrede, dass für das Wort „Leserinnen“ kein Platz sei und „Leser“ laut Duden ja „Geschlechter-neutral“ sei. Vielleicht hilft es, wenn ihn noch ein paar mehr Menschen aus der Gemeinde Schwielowsee darauf hinweisen, dass man die andere Hälfte der Bevölkerung ruhig auch direkt ansprechen kann. Wie meine Mutter so schön sagt: Fragen der Höflichkeit und des Anstands lassen sich nicht immer mit dem Duden klären.

Lest Tageszeitungen (auf Papier oder online), schließt ein Abo ab, und tretet in die direkte Kommunikation mit den Journalistinnen und Journalisten!

Bis dann denn,

Laura

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FRAUEN STIMMEN GEWINNEN ist ein Projekt des Autonomen Frauenzentrums Potsdam in Kooperation mit dem Frauenpolitischen Rat des Landes Brandenburg. Die Texte sind verfasst von Laura Kapp. Jennifer Hoffmann betreibt die Social Media Accounts.
Das Projekt wird finanziell gefördert durch die Brandenburgische Landeszentrale für Politische Bildung (Vielen Dank!). Anmerkungen, Ideen, Feedback, Kritik und Komplimente sind herzlich willkommen: per e-mail unter frauenstimmen@frauenzentrum-potsdam.de, auf Twitter @frauenstimmen oder auf Facebook.